Über Ziele und Wege
... immer noch ... Geduld ist eine Tugend ...
Wenn du jetzt nicht glücklich bist,
hast du später eine schlechte Vergangenheit.
Let there be leisure all around ...
Was ist wesentlich im Leben -- im eigenen, im Bezug zu anderen Personen? Hat man dies einmal überhaupt herausgefunden, dann dürfte ein Großteil der noch verbleibenden Zeit bereits vorbei sein. Wahrscheinlicher ist jedoch, daß man in dieser "Wesentlichkeitsfragestellung" zeitlebens gefangen bleibt, die Antworten stets nur vorläufig bleiben, also immer wieder mehr oder weniger gravierenden Änderungen unterworfen sein werden.
Grundlegend für das eigene Dasein sind sicherlich Beziehungen. Vor allem intime. Denn sie geben einen Großteil an Zufriedenheit, Befriedigung, gewiß bisweilen auch an Sicherheit, worauf sich die Gestaltung der umfassenderen Seinsbezüge in vielen Fällen dann auch "freier" gestalten lassen.
Michel Houellebecq schreibt in "Karte und Gebiet" (Köln, DuMont Verlag, 2012) anläßlich eines Wiedersehens des Hauptcharakters mit einer früheren Freundin, dem er irgendwie immer wieder auch mehr oder weniger bewußt entgegengesehen hatte:
"Auch dass er im Zweifel über seine sexuellen Rechte war und darüber, was im Rahmen ihrer Beziehung als natürlich und normal gelten mochte, war beunruhigend und vermutlich ein Zeichen dafür, dass ihre Beziehung zu Ende war. Die Sexualität ist etwas sehr Empfindliches, es ist schwer, einen Zugang zu ihr zu finden, aber sehr leicht, darauf zu verzichten." (S. 240)
Ich habe da meine Zweifel, ob man auf Sexualität "leicht" verzichten kann. Sicherlich aber: unter gewissen persönlichen Konstellationen dürfte es mehr oder weniger gut leistbar und lebbar sein. Und es stimmt nach meinen Erfahrungen sehr wohl, daß Sexualität etwas "sehr Empfindliches" sein kann, aber das hängt dann jeweils von den einzelnen Umständen und Begegnungen ab, hat gewiß auch immer wieder einen erheblichen situativen Aspekt. Es geht also beim Erleben und Ausleben von Sexualität häufig darum, die jeweiligen Bindungswirkungen, die beabsichtigten (hierzu zählen freilich auch: unbewußte Zielsetzungen, die allerdings dann erst dann "im Ergebnis" jeweils zu Tage treten!) Entwicklungen dieser Beziehung(en) zu erfassen. Da vertrete ich nun die Auffassung, daß es fast immer einen "günstigen Augenblick" für die Gestaltung von Weiterentwicklungen gibt; versäumt man diesen, dann dürfte fast immer nichts mehr reparabel sein. Sollten dennoch trotz der "Unfähigkeit im Augenblick" später dann "Aufwärmphasen" sich breit machen, sind diese mit annähernder Sicherheit zum Scheitern verurteilt, bieten fast immer allenfalls Raum für Wunschdenken und märchenhafter Umdeutung von Wirklichkeit und Machbarkeit. Hier folge ich in meinem Denken ohne Einschränkung Michel Houellebecq, der dies wie folgt präzise und sehr gekonnt umschreibt:
"(...); das Leben bietet einem manchmal eine Chance, sagte er sich, aber wenn man zu feige oder zu unentschlossen ist, um sie zu ergreifen, nimmt es einem den Trumpf wieder aus der Hand. Es gibt einen geeigneten Moment, um Dinge zu tun und sich dem möglichen Glück zu stellen, dabei kann es sich um einen Zeitraum von ein paar Tagen, ein paar Wochen oder sogar ein paar Monaten handeln, aber diese Chance bietet sich nur ein einziges Mal, und wenn man sie später erneut zu ergreifen versucht, ist das schlichtweg unmöglich, es ist kein Raum mehr da für Begeisterung, für Überzeugung, für Glauben, es bleibt nur sanfte Resignation, gegenseitige Betroffenheit und das nutzlose, wenn auch berechtigte Gefühl zurück, dass irgendetwas hätte geschehen können, man sich aber des Geschenks, das einem gemacht worden ist, unwürdig gezeigt hat." (ebd., S.241)
Und auf diesem Fundament der Lebensmöglichkeiten wird jeder, viele gewiß sehr bewußt, andere unbewußt und / oder sich treiben lassend, seinen Weg der Bindung, der Bindungslosigkeit, der Kompromisse, der Kompromißlosigkeit, der Hoffnung, des Sich-Einfindens, des Hammer- oder Amboß-Seins, dann eben finden.
--------- Fortsetzung folgt irgendwann oder auch nicht -----------
Dieses Bild wurde am 24. Dezember 2012 aufgenommen; es zeigt mich auf der Marienbrücke bei Schloß Neuschwanstein. Auf dem Geländer dieser Brücke hatte mein ehemaliger Sportlehrer (der übrigens ein Multitalent war!), Dr. Richard Voigt (Spitzname: Burschens), auf dem Geländer einmal einen Handstand gemacht ... Vielleicht trugen dessen mannigfaltigen Interessen und Lebensbezüge entscheidend dazu bei, daß er ein stattliches Alter (am 15. 07. 2009 konnte er seinen 100. Geburtstag feiern!) erreichte. Durch seine Persönlichkeit und seinen von Offenheit geprägten Umgang mit den Mitmenschen, aber auch wegen seiner Vielseitigkeit, war er sicherlich für uns Schüler ein großes Vorbild und auch so eine Art Wegweiser.
Und nun noch ein klein wenig Biographisches, vor allem über das Verhältnis von (Lohn-)Abhängigkeit und persönlichen Spielräumen:
Jeder muß letztlich für sich selbst entscheiden, wie er zu leben wünscht. Jedenfalls war für mich als Kind und Jugendlicher Träumen (oft sehr zum Leidwesen meines Vaters, manchmal auch der Mutter ...) eine sehr wichtige Beschäftigung im Alltag. Und das hat sich – Gott sei Dank – bis heute fortgesetzt. Ohne Träumen fände ich das Leben eher langweilig oder zumindest von Wesentlichem abgeschnitten.
Auch bin ich der Auffassung, daß man seine Wünsche und Bedürfnisse möglichst wenig mit irgendwelcher Sublimierung entgegen treten sollte.
Schön ist es, wenn man nicht (immer) alleine träumt, alleine träumen muß; es kann wunderbar sein, Träume mit anderen zu teilen. Das Problem ist jedoch bekannt: Man muß auch die dafür entsprechenden und passenden Leute treffen. Dieses Glück hatte ich bisweilen und im Laufe des Lebens auch immer wieder.
Diese Leute zu treffen, heißt gleichzeitig, andere, derartige Prozesse nur behindernde Menschen, zu meiden. Sprich: Sich dem zu entziehen, was der eigenen (gewünschten / angestrebten) Lebenspraxis widerspricht. Oder alltagstauglicher ausgedrückt: Die Spreu vom Weizen trennen.
Selbstredend setzt da jeder (und natürlich: jede) den eigenen Maßstab (sofern man dazu in der Lage ist, vor allem sich durch Anstrengungsbereitschaft in diese Lage erst einmal versetzt hat) für die gewünschte, erhoffte Lebenspraxis. Mündigkeit fällt eben nicht von selbst in den Schoß!
Was diese Gedanken mit lohnabhängiger Arbeit zu tun haben? Sehr viel! So war mir – durchaus unterstützt von einem kleinen, aber guten Bekanntenkreis – in jungen Jahren schon klar, daß ich mein Leben wohl nie “mit Haut und Haaren” einer kapitalistischen Arbeitswelt verschreiben werde, es auch nicht kann (vor allem, weil dazu der Wille und die Bereitschaft schlicht fehlten).
So machten wir – vorwiegend in langen schönen Sommertagen an Baggerseen, in freier Natur, aber auch in endlosem Zusammensitzen in schummerigen und anderen Räumen – uns klar, daß Leben eben nicht nur “Arbeit” (im herkömmlichen Sinn!) zu sein hat. Es auch nicht sein darf.
Dies beinhaltete freilich auch perspektivische Pläne, auch wenn damals jene Zeiten des Ausstiegs aus der Arbeitswelt äonenhaft entfernt schienen.
Aber immerhin: es wurde geträumt, geplant, Szenarien wurden durchgespielt und der praktizierte Lebensstil trug entscheidend dazu bei, daß diese Träumereien nie ihren Bezug zum konkreten Leben verloren: Letztlich ging es darum, immer wieder die “Bedingungen der Möglichkeiten” eines uns als sinnvoll erscheinenden zu gestaltenden Verhältnisses zwischen Lohnabhängigkeit und möglichst weitgehender Selbstbestimmung auszuloten und zu verorten. Arbeiten “bis zum Tod”, sich auszehren lassen, um dann letztlich nur noch “vegetieren” zu können, schien jedenfalls keinesfalls eine anstrebbare Alternative zu sein.
Arbeit also nicht als Selbstzweck, sondern allenfalls als Mittel zum Zweck, zur Absicherung materieller Notwendigkeit – das war uns allen sehr schnell klar. Weder praktische Erfahrungen noch theoretisch erworbenes Wissen ließen uns an so etwas wie “Betrieb als Familie”, “Team als Glück und Geborgenheit und Zusammenhalt”, “Sinn durch Arbeit” oder gar “ora et labora” glauben; diese idealistische Ausrichtung wäre uns nur als Täuschung, vergeudeter Kraft- und Zeitaufwand erschienen...
Und so war für mich meine Arbeit als Lehrkraft für Englisch an der Hauptschule zwar durchaus eine in vielerlei Hinsicht fruchtbringende Tätigkeit (vor allem sicherte sie auch meine materielle Grundlage zur Alltagsgestaltung auf recht angenehme und erträgliche Weise!), machte sehr, sehr lange Zeit sogar auch Spaß und das Verhältnis von Arbeitsbezogenheit und Freiheit konnte ich durchaus als gegenüber anderen Beschäftigten als etwas privilegierter bezeichnen und empfinden.
Vor allem die relativ freie Zeiteinteilung (vom Stundenplan einmal abgesehen, der jedoch offensichtlich zwangsläufig unvermeidbar war), die Möglichkeit durch entsprechendes Zeitmanagement doch sehr viel freie Zeit für “andere Dinge als Lohnarbeit” zu Verfügung zu haben, ermöglichten es mir, diese Tätigkeit im Lehrberuf – wenn man denn schon arbeiten muß – als relativ angenehm zu erleben.
Auch der Umgang mit den Jugendlichen war bereichernd, hielt einen wach und flexibel, auch jung, befreite einen doch recht erfolgreich von der vielerorts beobachtbaren Erstarrung und Verknöcherung, wie sie die allermeisten “Erwachsenen” kennzeichnet.
Nicht so schön, irgendwann zunehmend unerträglich, waren jedoch die von diversen Administrationsebenen gepflegten, gelebten, angeordneten Maßnahmen, die weniger den Schülern und Schülerinnen halfen als vielmehr mehr oder weniger blinden Aktionismus zeitigten. Vor allem diese Blindheit gegenüber gesellschaftlichen Realitäten, die man häufig in obrigkeitsstaatlich anmutender Manie mit Euphemismen und fruchtlosen, nicht selten gerade auch mit extrem kontraproduktiven Beschäftigungstherapien, zu verdrängen versuchte (und dies dann auch in rechthaberischer Dummheit durchzusetzen versuchte!), waren nicht gerade selten – und ich benutze ganz bewußt dieses Wort nun – zum Kotzen.
Ein Großteil dieser “von oben” initiierten Handlungen und Verhaltensweisen waren letztlich nichts anderes als reiner Zeitdiebstahl.
Mich hat immer wieder (mit zunehmendem Alter und zunehmender Erfahrung freilich dann immer weniger!) verwundert, wie Menschen, die studiert haben, sich auf ihre geistige Kompetenz und vorgebliche Bildung etwas einbildeten, mit der gesellschaftlichen Realität derart dämlich umgehen konnten. Es stimmt zwar der Satz meines früheren Mathematiklehrers Kurt Gillhuber “Dumm bleibt dumm, da helfen keine Pillen!”, aber das Ausmaß an Dummheit und Naivität war schon etwas, mit dem ich mich nie und nimmer ver- oder aussöhnen konnte.
Zunehmend sah ich es für mich als selbstverpflichtend an, diesen merkwürdigen Mutterboden gedeihenden Unkrauts zu verlassen, damit das Leben nicht allzu sehr mit Unsinnigkeit, Leerlauf, Geschwätz, Hohlheit und Überflüssigkeiten vergeudet würde. Mit Personen, die man häufig als Korinthenkacker mit Sesselfurzerperspektive bezeichnet (letztlich drückt diese nicht gerade schöne Begifflichkeit nur aus, daß jene von Weltfremdheit, Ängstlichkeit und Rechthaberei u.ä. dominiert werden.), konnte ich noch nie etwas anfangen, geschweige denn, daß ich mit denen etwas gemein haben wollte...
Es mag vor dem Hintergrund eines doch recht hohen Grades an Freizeit merkwürdig anmuten – vor allem für die passionierten Wichtigtuer und Workaholics! – , daß jemand mit relativ viel freier Zeit davon noch mehr haben möchte ...
Das ist aber nicht das eigentlich Problem! Dieses Mehr-haben-wollen ist auf die verschiedensten Bereiche ausgedehnt. Es ist beileibe keine seltene Erscheinung, daß der Mensch immer mehr will. Nur die Allerweisesten sind wohl in der Lage, sich diesem Zwang zu entziehen, also Bescheidenheit, mehr Sein als Haben zu leben.
Aber um diese Weisheit kann man sich bemühen, man kann sie anstreben, man kann sie als Vision und Leitlinie für Verhaltensausrichtung verfolgen.
Und letztlich ist, bei allem, was man macht, die Qualität für die Bewertung entscheidend. Wer Sinnvolles tut, wer sein Bemühen als sinnvoll ansieht, es so ansehen kann, der wird nie und nimmer mit dafür aufgebrachter Zeit hadern.
Wer jedoch in seinem Tun eher Stillstand, Täuschung, Dummheit, Ineffizienz erlebt, der trachte doch möglichst, diesen unseligen Zustand zu ändern. Geändert werden muß dann aber nicht die eigene kritische und negative Einstellung und Haltung zu jenem Unsinn im Tun (wie es klugscheißerische Ratgeber, vor allem aus den sozialwissenschaftlichen Bereichen häufig anraten), nein geändert werden muß, wenn man die Verhältnisse schon nicht ändern kann, das Maß der eigenen Bezüge in diesem merkwürdigen System! Ein System, das letztlich auch krankmachend und damit die eigene Zukunft gefährdend wirkt...
Also gab es für mich nur eine sinnvolle Entscheidung: Da das Leben so viel geben kann, da Zeit nicht unendlich zur Verfügung steht, da eine positive Korrelation zwischen eigenen ambitionierten Wünschen sowie Zielen mit dem eigenen Werdegang und Alltagshandeln für mich Priorität hat, mußte dieser Zustand des Ausgeliefertseins an Sinnlosigkeit und Schwerfälligkeit und Ignoranz geändert werden.
Wie gesagt, hilfreich waren die Erinnerungen an jene freudvollen Baggerseetage (besser sollte ich schreiben: Baggerseejahre!) und das Wissen, daß jene geistigen und emotionalen Auseinandersetzungen doch von wertvoller Nachhaltigkeit und Kraft waren. Daß sie fortwirkten, das Leben sinnvoll begleiteten, also nicht nur bloße Theorie oder gar träumerische “Spinnereien” waren.
Wie es auch immer wichtig ist – und zwar bei allem Tun –, daß Theorie und Praxis sich zu ergänzen haben: Keine Praxis ohne (die notwendige) Theorie, keine Theorie ohne den Praxisbezug. Also keine Spielereien in einem (wissenschaftlichen) Efeuturm, losgelöst von gesellschaftlicher Praxis und von der eigenen Lebensgestaltung. Die Theorie muß sich in der Praxis bewähren, sie steht zu ihr in einem dialektischen Verhältnis.
Ich war in der glücklichen Situation (wobei Situationen nicht einfach so “vom Himmel fallen”! Man kann selbst gut dazu beitragen, daß es besser kommt, daß Möglichkeiten einer Veränderung sich auftun), mich aus diesem Schulalltagsabhängigkeitsverhältnis zu guter Zeit befreien zu können, ein anderes, dann auch: bereichernderes, Leben führen zu können.
Ein Abschied mit Gewinn, so wie die ehemalige Tätigkeit zu gewissen Zeiten auch ein Gewinn einmal gewesen ist. Aber man sollte keine Kraft verschwenden, etwas festhalten zu wollen, was (so) nicht (mehr) existiert; das wäre töricht und logischerweise natürlich nicht von Erfolg gekrönt.
Aber wie heißt so schön ein Sprichwort – und da darf ich doch aus meinem ehemaligen beruflichen Bezug einmal in Originalsprache zitieren: There is a time and a place for everything!
Und die eigentliche Aufgabe für die eigenen Lebenspraxis ist es “nur”: den jeweilig richtigen Platz, die jeweils richtige Zeit zu erkennen und sich um diese Zielverfolgung dann konsequent zu bemühen.
Eine Lösung jedenfalls ist die verkehrteste, aber für so Angesprochene als Folge gewiß nicht ohne Überlegungsarbeit: Ein ehemaliger rußlanddeutscher Schüler sagte einmal, von mir darauf angesprochen, er solle sich doch in Hinblick auf eine zukünftig mögliche Lehrstelle doch etwas mehr in seinem Lernen bemühen, folgenden durchaus inhaltschweren Satz (der freilich für mich nur einen weiteren Denkimpuls setzte, nicht mehr, aber auch nicht weniger!): “Herr Buchenau, ich brauche keine Arbeitsstelle. Sie bezahlen später einmal meine Sozialhilfe!” (Anmerkung: heute natürlich nennt man das “hartzen”)
Damit hatte der gute, faule Typ, sicherlich ohne es zu wissen, eine weitere Aufgabenstellung angerissen: jene Haltungen möglichst überhaupt nicht zu unterstützen.
Jedenfalls habe ich mir mein Leben schon seit sehr früher Zeit eigenverantwortlich gestaltet, mich den Aufgaben, die mit Mündigkeit, weitgehender (vor allem auch geistiger!) Unabhängigkeit einhergehen, gestellt, konnte mich von einigen Zwängen sicherlich ganz gut befreien und wenn das nicht gelang / gelingt, dann doch wenigstens eine brauchbare Optimierung vornehmen und habe dabei das Träumen nicht verlernt. Und kämpfe natürlich weiter gegen all die untauglichen Formen der Sublimierung ...
Aufgaben gibt es freilich immer noch genug. Aber wenn gewisse Dinge fern sind, man mit bestimmten Personenkreisen nicht (mehr) umgehen muß, dann ist das sicherlich schon ein großer Gewinn, auch Glück, aber auch eine Herausforderung für neue Aufgabenstellungen. So wird Raum, so werden neue Möglichkeiten geschaffen.
Fazit: Lange war die Arbeit an der Schule bereichernd, schön, auch hatte ich ein relativ hohes Maß an “Freiheit”, wurde von der Obrigkeit weitgehend “in Ruhe gelassen”, aber irgendwann verkehrte sich das alles in das Gegenteil und es war höchste Zeit, sich von den Sisyphusiaden zu verabschieden und eine andere Qualität zu leben. Ade zu einer Form der Sinnlosigkeit zu sagen
Auf dem Pausenhof des früheren Arbeitsplatzes -- auch den endgültigen Abschied immer schon etwas im Hinterkopf, vor allem beim Zusammenstehen mit anderen Lehrkräften ...
"Die Erziehung des Individuums erstrebt die Erweckung eines auf den Dienst am Nebenmenschen gerichteten Ideales, das an die Stelle von Macht und Erfolg zu treten hat."
(Albert Einstein)
"Die Erziehung, die man gewöhnlich den jungen Menschen gibt, ist nur eine zweite Eigenliebe, die man auf sie überträgt."
(Francois de la Rochefoucauld)
Anmerkung: Bezogen auf diese letzte Aussage will ich doch hoffen, daß ich dieser Versuchung, sofern es eine solche bei mir überhaupt je gegeben haben sollte, nie erlegen bin ...
Unerwarteter Schnappschuß eines Schülers während des Unterrichts
Daß sich im Schulwesen Wunschdenken und Realitätsverkennung auch im Jahre 2012 (und leider, wie wir leicht feststellen können, in den folgenden Jahren!) nicht geändert haben, zeigt die ganz unten aufgeführte kurze Abhandlung, basierend auf einem Artikel in der Augsburger Allgemeinen Zeitung bezüglich Auswahl und Bewertung von Lehrkräften ... Man sollte sich als junger Mensch wirklich gründlich überlegen, ob man sich in seiner Berufswahlperspektive heutzutage (hier gilt ausnahmsweise wirklich einmal: "Früher war zumindest in wesentlichen Teilen alles besser ...") derartigen Zwängen aus Verlogenheit, Verdrängung, Rechthaberei, Erziehungsverweigerung bzw. Erziehungsabstinenz, Verantwortungsscheu, Aktionismus und Schönfärberei (man beachte nur all die Euphemismen, die in diesem Zusammenhang "geschöpft" wurden und werden!) zeitlebens aussetzen möchte ...
Für viele tatsächlichen oder selbsternannten Vertreter im Kontext mit Schule scheinen besonders Goethes Worte zu gelten: Du gleichst dem Geist, den du begreifst,/ Nicht mir.
Gewiß sollte aber stets gelten, was der englische Philosoph und Sozialwissenschaftler Herbert Spencer einmal zutreffend auf den Punkt gebracht hat: "Der eigentliche Zweck des Lernens ist nicht das Wissen, sondern das Handeln." Und dieses Handeln muß als die wichtige Voraussetzung die Kompetenz des Sich-gegen-Impertinenzen-Wehrens haben; und eine Richtung dieses (einschlägigen) Handelns dürfte sehr schnell klar werden, wenn man so manche Wörter aus mehr oder weniger unberufenem Munde hört ... Kaum anzunehmen, daß jene, gegen die sich dieses Handeln richten muß, dieses zielgerichtete Lernen propagieren oder gar fördern, wenn sie in den Schaltstellen von Schulgestaltung sitzen...
+++++++++++++++++++
Und dann immer wieder jene Gedanken an Ferne, Veränderung, Unabhängigkeit, an Wald, Wiese, Flur --- und an den See ... Vor allem auch daran, das eigene Leben weitestgehend selbst bestimmen zu dürfen, Abhängigkeiten auf ein unbedingt notwendiges Maß zu verringern. Im letzteren Zusammenhang dann logischerweise der Wunsch, das erkennen zu können, was eben jenes "unbedingt notwendige Maß" dann auch ist. Der Tanz mit den notwendigen und dann auch hinreichenden Bedingungen ...
... und hier bestimmt dann immer noch mit gänzlich anderen Gedanken und (Be-) Strebungen ...
Bei den Plitvicer Seen und im "Bienenhaus" ... ... und im "Bienenhaus"
... und viele Träume sowie viel Lernen aus dem (See-)Leben ...
Einige Impressionen vom besagten Öschlesee (Sulzberger See) südlich von Kempten
.. and I still wonder if the cat from the lake was and looked like this one ...
... and reminiscing ...
Die Zeit vergeht nicht schneller als früher, aber wir laufen eiliger an ihr vorbei.
George Orwell
Es ist nicht wenig Zeit, die wir zur Verfügung haben, sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nutzen.
Lucius Annaeus Seneca
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Leserbrief an die Augsburger Allgemeine Zeitung anläßlich eines dort erschienend
Artikels mit dem Thema "Casting für den Lehrerjob", erschienen im Juni 2012 ...
Joachim Buchenau M.A., 86874 Tussenhausen
Sehr geehrte Damen und Herren,
zu dem Artikel möchte ich ein paar kleine Anmerkungen machen. Allerdings klammere ich die Sinnhaftigkeit der Übernahme des Casting-Begriffs in diesem Kontext einmal aus, da es hier wohl zu weit führte. Ich meine, daß die "Unfähigkeit" mancher Lehrkräfte nur in den seltendsten Fällen einer falschen Berufswahl geschuldet ist, sondern daß sich die Bedingungen der Arbeitsmöglichkeit von Lehrkräften sehr nachteilig verändert haben. Einen wesentlichen Anteil daran dürften mangelnde Unterstützung seitens Eltern (da herrscht eher vielfach: "Gegenwind"!), blinder Aktionismus (oft zur Scheinbefriedigung der in der Öffentlichkeit erhobenen Ansprüche -- die Ergebnisse lassen dann grüßen ...) und enorm mangelhafte Flexibilität der Administration haben. Die (Ver-) Weigerung, Probleme in ihrem gesamten Umfang sehen zu wollen, statt dessen alles "den Lehrkräften" als verantwortlich zuzuschieben, dürfte das Grundübel für vielfach mangelnde Qualität im Erziehungs- und Unterrichtsgeschehen sein.
Mit freundlichen Grüßen
Joachim Buchenau, M.A.
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Casting für den Lehrerjob (AZ, Nr 139, Dienstag, 19. Juni 2012, "Schule"
Die Sinnhaftigkeit von Eignungstest für Lehramtsstudenten sei an bayerischen Universitäten "eine Glaubensfrage" – so das Fazit der AZ. Wie richtig! Damit ist bereits gesagt, was das Hauptproblem im Umgang mit dieser Aufgabe ist: weithin fehlende Rationalität!
Dazu paßt es natürlich auch, wenn Professor Seibert (Passau) Vergleiche wie das Rekrutierungsverhalten der Unis Lehramtsstudenten betreffend ähnele dem Verhalten von Gefängnissen, die sich ihre "Insassen auch nicht" aussuchen und "150 Euro für einen Eignungstest gegenüber durchschnittlich 375000 Euro pro Jahr für einen Lehrer mit Burnout-Syndrom" seien gut investiert. Unsachlicher geht es wohl nimmer ...
Wohltuend, wenn Professor Wiater (Augsburg) hier pädagogisches und sachlogisches Denken in den Vordergrund stellt und meint: "Man muss den immer jünger werdenden Studenten die Gelegenheit geben, sich weiterzuentwickeln und trainierbare Kompetenzen zu erwerben."
Natürlich ist es notwendig, dass Studierenden möglichst früh die Begegnung mit der schulischen Realität ermöglicht wird, um so in einem kontinuierlichen Erfahrungs- und Reifungsprozess die Möglichkeiten einer Eignung zum Lehrberuf auszuloten.
Keinesfalls geht es jedoch ausschließlich mit dem von Seibert entwickelten Test (nicht zu Unrecht stößt er auf wenig Interesse in einem breiteren universitären Spektrum!). Er kann allenfalls relativ kleine Beiträge zu möglicher Kompetenz- und Performanzentwicklung leisten, ist also eher der statischen Sichtseite von personaler Entwicklung als einer dynamischen zuzuordnen. Körperhaltung, Sprache, Auftreten vor Gruppen, Diskussionsverhalten, etc. lassen sich sehr wohl ausbilden, vervollkommnen, also entwickeln.
Was zukünftige Lehrkräften meines Erachtens besonders haben sollten ist Selbstbewußtsein und Rückgrat, sich gegenüber erziehungsunfähigen Eltern, sich gegenüber inhaltsleeren, nur Unruhe im Schulbetrieb verursachenden Aktionismen seitens Schulbürokratie und zu echter Reform unfähiger Politik, sich gegen euphemistischer Umschreibung von nicht zielführenden Maßnahmen (falsche Selbstdarstellungen vorgeordneter Positionsrollenträger, Mangel an Einsicht in wahre Problemlagen, Symptomkurierei, fehlende Konsequenz im Umgang mit Erziehungsproblemen und Unterrichtsstörungen, gesellschaftlich verursachte Bedingungen als Erschwernisse von effektiver Unterrichtsarbeit, etc.) zur Wehr zu setzen. Dort liegt überwiegend die eigentliche Wurzel für Burnout! – nicht im sozialen Umgang mit den Jugendlichen. (Zukünftige) Lehrkräfte müssen (er-)lernen, rational mit notwendiger Fremdattribuierung auf der einen Seite und zulässiger Selbstattribuierung andererseits umzugehen: Kaputt macht nämlich auch falsche Ursachenzuschreibung! Aber neben dieser "theoretischen" Auseinandersetzung mit der Position des eigenen Ichs innerhalb des Systems Schule, haben als Ergebnis dann entsprechende Handlungen zu erfolgen, also der Erwerb von Handlungskompetenz. Und das geht nur in einem Prozess. Ad-hoc-Tests oder "Beobachtungen" mit subjektiven Bewertungen – von wem auch immer – nach relativ kurzer, zudem weitgehend "isolierter" Rollenspielerei können da nur wenig leisten.
Gefordert ist also die Bedingung der Möglichkeiten für exzellentes didaktisches und methodisches Arbeiten zunächst auszumachen: der kritische Umgang und die ehrliche Analyse dessen, was den Lehrerinnen und Lehrern ihr Arbeit tatsächlich erschwert! Eine Zuschreibung von diesbezüglichen Mängeln der "mangelnden Fähigkeit" oder "falschen Selbsteinschätzung" seitens (potentieller) Lehrkräfte ist oberflächlich, entsprechend in den meisten Fällen wohl auch gänzlich falsch und geht am Ziel, Erziehung und Unterricht zu optimieren zwangsläufig vorbei.
Und da die Anbahnung dieses kritischen Bewußtseins mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weder von Politik, Elternschaft (allzu oft geplagtes Stichwort: Elternwille) oder gar Schuladministration zu erwarten ist, sollte sich wenigstens die Universität (wieder) dieser Aufgabe besinnen ...
Joachim Buchenau, M.A.
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Gegen den Strom der Zeit kann zwar der einzelne nicht schwimmen, aber wer Kraft hat, hält sich und läßt sich von demselben nicht fortreißen.
Johann Gottfried Seume
Unsere Zeit ist eine Zeit der Erfüllung, und Erfüllungen sind immer Enttäuschungen.
Robert Musil
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... the year of the cat ...
Knupp lächelte. "Stimmt. Aber die Wahrheit ist: Je älter man wird, desto bedeutungsloser wird die Zeit. Auch wenn man nicht an ihre Inexistenz glaubt. Und von der Bedeutungslosigkeit zur Inexistenz ist es nur ein ganz winziger Schritt."
aus: Martin Suter, Die Zeit, die Zeit; Zürich 2012 (Diogenes), S. 148
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... applauding at my shadow long after I am gone ... (Harry Chapin)
Mag die sich stetig bewegende Zeit auch viele Veränderungen bringen, mag sie Entwicklungen zeitigen, von denen man sich nur noch abwenden möchte, mag sie andere Herausforderungen abverlangen, es bleibt immer auch ein Stück unauslöschlicher Erinnerung als wertvoller Bestand eigenen Seins, als beständiger Kern im eigenen Ich, als eine Wahrheit unter mehreren. (So auch wieder zu spüren im "Matala-Juli 2017")
Jedem Anfang wohne ein Zauber inne,
so sagt (und hofft) man bisweilen.
Ich möchte ergänzen: in ihm ist immer
auch schon ein Ende angelegt.
(Fagusarua)
In der stillen Tiefe des Sees
(loreleyhaft)
eigentlich: sind es viele; der eine see als pars pro toto –
dieser see als die echte spiegelung, als auftauchen und
versenken, als wiederbelebung, als ruhigender ort,
als all das, was pulsieren hilft, vor allem: seen-leben ...
der see – dort geboren, eigentlich, dort dieses ganz
besondere (er-)leben, gedanklich wie auch tatsächlich
bis hin zum omega – doch was dann eigentlich zählt:
jenes dazwischen, die lange reise im traumhaften.
wie die geschichte des mannes in seiner hütte am
ferner gelegenen see, damals noch ruhe dort, keine
dreiste kapitalistische entwertung schlichter natur, nicht
die horden aus den see heimsuchender oberflächlichkeit.
noch keine nahe triste autobahn mit ihrer lärmwut, keine
störungen, wie auch immer geartet, der stille und idylle:
er im steten fiktiven zwiegespräch mit seiner katze, welche,
ihm lebensferne unterstellend, ihre ureigene ansicht einer
gesunden lebensgestaltung nahebringt; er dabei durchaus
lernbereit, aufnahmefähig: entzieht sich vielen zwängen
arbeitsbezogener rhythmen sowie lästigem diktatorischen
auf und ab aus alltäglichkeiten: nun die arbeit am see, leben
in der hütte, langsamkeit in den spärlichen begegnungen.
tiefe. herzschlagverringerung. doch gleichwohl auch die
andere eigenwilligkeit – das stete wehren gegen zwang;
so auch nicht auf den einen rat hörend: zu spät im jahr,
zu kalt bereits, er, zu alt dazu auf jeden fall; wider alle
vernunft in den see eingetaucht, diesmal für immer, der
tod im gewässer und ein auftauchen jenseits vom see –
dort dem MEISTER begegnend, der ewigkeit, schöne idee
von möglichkeiten des danachs: der MEISTER ganz
anders als jener, von dem sie unaufhörlich predigen,
jene vertreter und vertreterinnen einer doch seltsamen
sprachmonotonie – letztlich verwirrende fetzen aus gewebe
von hoffnungen, von projektionen, von steter flucht aus
der wirklichkeit – märchenhaftigkeit als realität verkauft.
der mann in seiner hütte am see – eine schöne geschichte,
glanzvoller einfall aus schriftstellerischer kongenialität:
spiegelung dessen was ist, dessen was vielleicht sein könnte,
viel eingehender als all die anderen Phantasmagorien, der
traum vom MEISTER zumindest unterhaltsamer, ehrlicher
vielleicht auch?, jedenfalls: gedanken an unabhängigkeit;
befreit von ritualisierten diktaten, fern vom spiegelfechten
theatralisierenden sendungsbewußtseins und wunschakrobatik ...
absage an: salto mortale – far the madding crowd, gut weg
von einvernehmern, abstand zur breiten route aus alter öde.
das nein an all jene gerichtet, welche bevormunden, die
ausbeuten, die ihren sinn im unterjochen sehen: gegen
persönlichkeit, meinungen, vielfalt, natürlichkeit, wirken.
gegen feinde der offenheit, des toleranten miteinanders!
am see: die sanften wellen in ihren leisen schwingungen
erspüren, das neugierige hin und her der jungen barsche:
eintauchen – gedanken, körper, wunschwelten, taktung,
eigene bestimmung suchen, die stille tiefe des sees als
spiegelungversuche im dasein – fordernd und mahnend
zugleich. am ufer gegenüber die schwanenfamilie ganz
behutsam und langsam die eigenen kreise ziehend – in
häufig oft trügerischer hoffnung auf unbehelligt bleiben ...
gedanken und verlangen über das naß gleiten lassen: tief
eintauchen in die lockende feuchtigkeit, hinein in den
schlund waldhafter natur, abgewandt von glattrasierten
pubertären anwandlungen und fremdbestimmungen,
nichts von jener heteronomen mitläuferhaften tätowierten
abziehbildhaftigkeit – nichts als natur, reine natur, so wie
natürlich vorgegeben: wachstum als reifung, gar nicht als
regression in längst vergangene entwicklungsstufen, kein
festhalten am falschen überkommenen, nicht diese dröge
künstlichkeit aus marktbezogener bereicherungssucht:
moden gegen menschliche natur gerichtet – verlogenheit
und täuschung als ausdruck der selbstbegeisterung von
dummheiten – hirnlos, seelenlos, entfremdet, unmündig,
oberflächlich: attribute der unzähligen zeitgeistbeförderer;
elend in elendigkeit –
der natur ihren lauf lassen: sehnsüchte, lust, unmittelbarkeit –
aus den ketten der diktate befreien, frei zu sein versuchen,
stets weg von den wirrungen und irrungen fremder zungen!
sehnsüchte im: du, durch: du, mit: du; eingetaucht,
eingedrungen, versunken, sich ergeben, wesentlich.
vergangenes allenfalls als lehrstück, als menetekel, als zeichen:
zu vermeiden: all jene verharrenden in ihrem unbewältigten gestern –
die hysterische frau mit dem trauma des zukurzgekommenseins,
den raffgierigen in seinem fortwährend kindhaften schnullerdasein,
all die selbsternannten macher, ihre defizite erfolglos fliehend,
und auch die besserwissenden und bevormundenden sowie jene
apologeten politischer korrektheit und anderer verknappungen;
gewiß auch jene auf selbsterhöhten podesten der scheinheiligkeit.
jene tanzspiele auf den jahrmärkten der selbstverkennung!
diese suhlversuche im zunehmenden morast der ekelhaftigkeit!
besser, sich distanzierend, zielführend ins reich der notwendigkeiten eintreten:
ach – welch abstand zu drittklassigen artisten des konformismus,
wie notwendig die pflege und das bemühen um radikale distanz!
wahren, was stets zu wahren ist, bemühungen: selbst wesentlicher werden ...
all angehäuftes wissen in den tiefen versunken, gleichwohl:
irgendwie präsent, wie auch all die gesungenen und vielen
ungesungenen lieder – im blätterrauschen die erinnerung:
zeit für andere texte, notwendigkeit aus anderen melodien.
das beben des körpers nach abwesenheit von lethargie ...,
spürbar immer wieder das keimende suchend ...
im strahl der tausendfachen sonnen schwebend,
schwelgend, wahrnehmend, gestreichelt vom sanften
seewind, die lockenden bahnen im seelenstrom von
wirklichem menschsein in der zeit spürend:
häufiger auch überfliegende schwärme von wildgänsen
in ihrer v-formation, je nach jahreszeit sich in der thermik
immer höher kreisende störche; über die wasseroberfläche
stechende schwalben in gekonnter wendigkeit, vereinzelt
wasservögel in ihrer unaufhörlichen suche nach geborgenheit;
die schwanenfamilie weiter ihren bahnen folgend, spielerisch,
unaufgeregt; die kleine gruppe der nilgänse an ihrem ruheplatz;
der MEISTER in phantasie sich als schirm über das denken legend ...
endlich auch – immer wieder diese entrücktheit von
banalitäten des daseins: aus der tiefe des sees an die
oberfläche tauchend, feenhaft, wundersam, wärmend,
die andere welt weisend: lockende seele in begehrendem
leib, das unbegreifliche begreiflich machend – versinken
in süßer endlosigkeit, in wesentlichkeit gehalten, bewegung
aus phantasie in wirklichkeit lenkend, fühlen, spüren, sich
auflösen ineinander, eins werden in dauer; relativität der
spiegelungen, gleichwohl: klar, empfunden, geliebt. dauer in der
zeit – geborgen in der stillen tiefe des sees. VERBORGEN!
(fagusarua, 27.07.2019)
Das Prinzip aller Dinge ist Wasser, aus Wasser ist alles, und ins Wasser kehrt alles zurück.
(Thales von Milet)
Ein neuer Duft ...
Ein neuer Duft weht seit langem durch das Land,
Ekelhaft sein Dunst, längst schon überall bekannt:
Verpestet all das, was dereinst noch gut gewesen.
Diesen Augiasstall verlangt es nach den Besen:
Zeit dieses Übel endlich wieder gut auszumisten,
Jenen Demagogen kein' Nährboden sich einzunisten!
Was sich heute da leider häufig gescheit so dünkt,
Nach nichts als allergrößter Dummheit lauthals klingt:
Verachtet gehört durchaus all jene Geschwätzigkeit,
Der wahre Geist erträgt nicht solche Gepflogenheit!
Shitstormhafte Geistesarmut nun sich überall suhlt –
Doch ihr gilt es, Grenzen endlich ganz klar zu zeigen,
Nicht allen, die ihr Maul aufreißen, Beachtung bieten:
Deutliche Verachtung jenen ekelhaften Geistesnieten!
Sie gehören ohne Zweifel nur zu den schändlich Feigen;
Stets erkennbar machen, wer so um Beachtung buhlt.
(Fagusarua 01.08.2019)
der mündige bürger
als solcher gepriesen –
wenn passend in der zeit
wenn genehm der ideologie
doch dahinter zu oft:
machtgelüste
frevelhaftigkeit
frechheiten
geistlosigkeit
ausbeutung der sinne
und herzen sowie der
gutherzigkeit –
täuschungsmanöver
zwangsverpflichtungen
faktisch
mediale hirnwäsche
zwangsbelehrungen
zwangsverpflichtet
zur beitragszahlung
politische korrektheit
als dämpfungsdroge
grenzzäune im kalkül
erlaubten denkens
lügenmaulhaftigkeiten
panem et circenses als
gestaltungsmotto
als lebensprinzip
der tod von mündigkeit
statussymbolik als
ersatzbefriedigung
entmündigungstenor
fremdbestimmt
aufoktroyiert
verselbständigt
gleichwohl immer auch:
relativ selbstverschuldet
verdummung als
alltagsprinzip
kleinhalten als
gestaltungswelt
erinnerung an ihn:
leonard cohen –
»i love the country,
but i don't like
the scene«
wie richtig
wie unerträglich
wie entwürdigend
wie beschränkend
maulaffenfeilheiten
großspurigkeiten
selbstüberschätzung
wichtigtuereien
selbstbeweihräucherungen
lügenakrobatiken
vor allem: dummheiten
und engstirnigkeiten
eben: »the scene«
ausufernde ausbeutung
von natur
von landschaft
von lebensgrundlagen
weitere formen ekliger
rücksichtslosigkeit:
raubbau – zerstörung
vernichten von vielfalt
eben: »the country«
längst verlorener überblick:
verantwortungslosigkeit
als leitlinie
mit blindheit geschlagen
egoismen gepaart mit
kurzsichtigkeit
armseligkeit als menetekel
nachhaltigkeit als
verlogene monstranz
weiterer teil der
verlogenheiten
worthülsen als neue
beschreibungsweisen
faktisch: arschlochhaftigkeiten
als neue pseudophilosophie
» danceband on the titanic«
intersubjektive übereinkunft:
DAS aktuelle lügengebäude
einigkeit in kurzsichtigkeit
verstehen der gewinnstruktur
jenes ausleben von egozentrik
das ziehen an fäden der macht
gestaltung – ein alibieuphemismus
chamäleonhafte wandlungen bei
zu hohem kesseldruck –
furcht vor machtverlust als
wendehalsspiegelungen
wahlzettel als politbibelseite
vorgestreckte mikrophone für
dummschwätzerei und für
spiele nichtenden nichts
nichtwissen als mundstuhl
viel zu viel: glaskugeljournalismus
zeitdiebstahl und elende geistesarmut
alles letztlich spiegelbilder der hohlheiten
eben: »the scene« ...
eindlich einmal das theater beenden:
vorhänge zuziehen – konsequent
ein deutliches NEIN
nicht mehr mitspielen
nicht mehr als staffage dienen
all jenen keine alibis liefern
masken von gesichtern reißen
deren scheinheiligkeit zeigen
oberflächlichkeit als solche benennen
auch nicht durch schweigen mittanzen
man stelle sich vor: sie nennen es
politik und keiner geht mehr hin ...
sich abwenden – »da wendet
sich der gast mit grausen«
die richtigen grenzen setzen
ehrlichkeit wieder als prinzip
aufzeigen wer wirklich gast ist:
den unfähigen die geliehene zeit
entreißen – sie in ihre grenzen bannen
und wirklichkeit als wirklich begreifen
sich selbst nun keinen bärendienst mehr
konsequenter abschied vom ölgötzentum
dümmliche reden enttarnen – wie diese:
»freie fahrt für freie bürger«
dem einlullen enge grenzen setzen –
freiheit einmal: tatsächlich begreifen
endlich einmal wesentlich werden – eben:
wirklich mündig ...
(fagusarua 15. August 2019)
"Wahrhaftigkeit und Politik wohnen selten unter einem Dach."
(Stefan Zweig)
"Die Dummheit von Regierungen sollte niemals unterschätzt werden."
(Helmut Schmidt)
"In der ganzen Welt ist jeder Politiker sehr für Revolution, für Vernunft und Niederlegung der Waffen -- nur beim Feind, ja nicht bei sich selbst."
(Hermann Hesse)
"Mikrophone sind das einzige, das sich Politiker gerne vorhalten lassen."
(Frank Elstner)
wird vielleicht irgendwann mit weiterem Inhalt versehen ...
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