|
bildhaft 3
Orte, Plätze, Rückzugsoasen(?), Erinnerungen ...
Jedem Anfang wohne ein Zauber inne,
so sagt (und hofft) man bisweilen.
Ich möchte ergänzen: in ihm ist immer
auch schon ein Ende angelegt.
(Fagusarua)
Manchmal ist es mehr oder weniger erbaulich, jene Plätze wieder einmal aufzusuchen, die man früher häufig besuchte und wo man sich (zumeist) recht wohl gefühlt hat. Hier ein kleiner Ausschnitt eines solchen Ortes und seiner Erscheinungsform im Jahre 2017 (alle Aufnahmen: Juli 2017) ...
Well, it's always been some kinda sort of this thing, however, nevertheless I can't help but saying Gosh, how you have changed ... In my view not for the better but for the worse. Anyway, go and see yourself, perhaps you appreciate it like that ... Aber eines ist dennoch zutreffend: Wer sich hier etwas antizyklisch verhält, vielleicht noch ein klein wenig Wanderanstrenung auf sich nimmt, wird auch da Plätze der Ruhe und zum Entspannen finden. Nur nachts wird es immer sehr laut (und für viele sicherlich auch grenzenlos lustig) ... Ich war dort das erste Mal, als noch die Hippies vorübergehend in Matala in den Höhlen hausten. Aber warum soll Kreta das Recht abgesprochen werden, sich zu verändern. Es ist eben so: das einzig Beständige scheint längst der Wandel geworden zu sein. Ob es einem gefällt oder nicht, es ist unabänderlich -- leider halt viel zu heftig in Richtung Konsum. Das merkt man natürlich auch am Verhalten der einheimischen Bevölkerung. Wer das "frühere" Griechenland sucht, kann zwar durchaus noch fündig werden, allerdings nur an wenigen Plätzen und dort wo der touristische Trubel wirkt vielleicht auch dann noch, wenn man zu ruhigeren Zeiten diese aufsucht ... Wie schon gesagt: einfach sich etwas mehr antizyklisch verhalten.
Gehen wir da nun doch lieber an einen völlig andere Orte, dorthin wo Entspannung (häufiger) schon mal vorgelebt wird ...
Alle obigen Bilder (Ansichten von Bad Buchau, Zwiefaltendorf und Zwiefalten) vom 12. Juni 2018, einem sehr schönen, sonnigen Tag, der dann gegen 16 Uhr in einen extrem kräftigen Gewitterregen überging. Herrlich dann der Schutz vor dem prasselnden Regen unter dem Glasdach des Thermeneingangs! Es blitzte und donnerte unaufhörlich, der Himmel war ganz dunkel verhangen. Wunderbare Stimmung. Kaum zu beschreiben. Niemand konnte bzw. wollte den schützenden Eingang verlassen, so wartete man eben bis der Regen nachließ und das Gewitter vorbeigezogen war. Die durch das Wetter erzwungene Nähe führte unter wildfremden Menschen teilweise zu recht guten Gesprächen, fast so als kenne man sich schon eine lange Zeit. Dies sollte eigentlich auch unter weniger wetterbedingten Voraussetzungen häufiger möglich sein ... (Ich meine damit: wirklich tiefgründigere Gespräche, nicht den immer möglichen "Smalltalk".)
Bad Buchau und Umgebung, Aufnahmen vom 19. und 20. Oktober 2018
Judenfriedhof Bad Buchau; Bild rechts "Buchauer Zügle" in der Schussenrieder Straße. Hier sind auch Gedenktafeln aufgestellt, die an die schrecklichen Verbrechen des Nazi-Deutschlands erinnern.
Aussichtsplattform an einem schönen Rundwanderweg in der Nähe des Federnseemuseums; Wer möchte, der kann in und um Bad Buchau endlos wandern, meist in Ruhe und in einer Idylle ...
Wallfahrtskirche Unserer Lieben Frau und Pfarrkirche St. Peter und Paul in Steinhausen (Bad Schussenried)
Hoffnung
Schaff das Tagwerk meiner Hände,
Hohes Glück, daß ich's vollende!
Laß, o laß mich nicht ermatten!
Nein, es sind nicht leere Träume:
Jetzt nur Stangen, diese Bäume
Geben einst noch Frucht und Schatten.
(Johann Wolfgang von Goethe)
Da ist dem altehrwürdigen Herrn doch (leicht?) zuzustimmen, nicht wahr? Aber bisweilen könnte sein Optimismus durchaus auch übertrieben sein, oder? Aber man möge hier sein eigenes Urteil fällen:
O Jüngling, sei weise, verwein' nicht vergebens
Die fröhlichsten Stunden des traurigen Lebens,
Wenn flatterhaft je dich ein Mädchen vergißt.
Geh, ruf sie zurücke, die vorigen Zeiten!
Es küßt sich so süße der Busen der zweiten,
Als kaum sich der Busen der ersten geküßt.
(Johann Wolfgang von Goethe)
Endlichkeit
Kaum hat man sich richtig eingelebt,
ist es auch schon wieder vorbei.
(Carsten J. Boehm, aus seinem Buch mit selbstgemalten Bildern: "Der Wind trägt dich zum Meer")
"Forever is composed of nows."
Emily Dickinson
In etwa: Das Für-immer besteht aus (vielen) Jetzts.
Ebenfalls von ihr ist folgende, meines Erachtens sehr oft notwendige Erkenntnis:
"Saying nothing sometimes says the most."
Dämmerung
|
I
Die alten Fassaden schwinden in Unwirklichkeit,
»Buntheit« erweist sich als inhaltsleere Chimäre.
Parallelwelten, Paralleldenken, Parallelfühlen:
Trennung als die Gestaltung neuer Wirklichkeit!
Versprechungen und Ankündigungen als Gerippe:
Worthülsen, Leerformeln, Phantasmagorien –
Wahrnehmungstäuschung als eine Lebenspraxis.
Leere anstatt Fülle, deutlich: Oberflächlichkeit.
II
Was in Grenzen zu machen, ward längst gemacht,
Was als Trugbild zu denken, ward eben so gedacht.
Wörter ausgetauscht gleich billiger Ramschware:
Von einer ausgestreckten Hand müde in eine andere.
Täuschung als Prinzip, Lüge als Lebensmittelpunkt,
Vorteilswelten erzeugen als neue Gestaltungsweise:
Was es gab zu hoffen, ward, selbsttäuschend, erhofft,
Was es gab zu reden, wurde stets phrasenhaft zerredet.
|
III
Zerstoben: Hoffnungen und phantasierte Möglichkeit;
Geblieben das dürre Funktionieren in Alltäglichkeit:
Rhythmik als bitterer Cocktail aus Unzulänglichkeiten.
Spiele der üblichen Anpassung, Furcht vor dem Neuem.
Scheinbares Vorwärtsschreiten faktisch nur: Stillstand!
Selbsttäuschung und Lüge – letztlich ein: Gegeneinander.
Feuchtgebiete längst ausgetrocknet, Wärme entwichen:
Kälte und Gleichgültigkeit als die neuen Fundamente.
IV
Seltsame Sisyphusiaden aus Traumwelt und Bewertung,
Mildeorientierung als Verhalten eigener Unfähigkeit ...
Urteilen ausweichen, keine Stellung beziehen. Stumm.
Veränderungen, gedacht, als Stillstand fortgeschrieben.
Statt dessen klar und deutlich werden, Realität erkennen:
Wirklichkeit kettenhaft empfinden, die Öde benennen,
Unerreichbares seiner Verkleidung berauben. Klarheit!
Die früheren Fassaden: zerbröckelt, zerfallen, gestorben.
(Fagusarua, 10. Juni 2019)
|
Wenn ich das Wunder eines Sonnenuntergangs oder die Schönheit des Mondes bewundere, weitet sich meine Seele.
Mahatma Gandhi
|