November-Atem
(Spiegelung im Nebel)
Die frühlingshafte Zuversicht mit ihrer
von sommerlichen Dürren geprägten
Restblumenhaftigkeit
vergoren in der grauen
kühlen Diesigkeit des Novembernebels
säuerlich
verfallend
verwelkend
entrückend
fliehend
Gebräu aus sorgfältiger Auslese von
Mildewaltung
Traumtänzerei
Märchengeschichten
Selbstsucht
Hoffnungsdenken
und gelebter Hilflosigkeit
voll in bleiernen Becher gegossen
Getanzt auf dem Festbankett
dessen was möglich sein könnte
was Phantasie zu schaffen vermag
doch gleichwohl
verwiesen in die angestammten Gefilde
vertrieben mit effektiv gepflegter Wut als
endgültige Grundlegung
für
Distanz
Ferne
Ende
Schwindende Kraft als edler Humus für
Selbstbefreiung aus innerer Zerrissenheit
Wanderungen in fast weglosem Terrain
richtungslos
verloren
Verwirrung stiftend
vor allem
keine Wege bauend
weder neue noch andere
Musikfetzen verlieren sich in Fernen
gelesene Bücher als Reste
zerfetzten Papiers im Winde
ungeordnet in Weiten flatternd
Dramaturgie der Hilflosigkeit als
alltagsfüllende Aufgabenphantasie
FESTHALTEN wo keinerlei
Anker ernsthaft gesuchterOrientierung
Nest das auch nur halbwegs von Dauer
Hoffnung auf fortwährende Gemeinsamkeit
Sonne jenseits von seltenem Augenblick
FESTHALTEN als Wort der
intensiv gelebten Unverbindlichkeit
Ausflüchte für folgenreiches Verschweigen
Abwesenheit von Ernsthaftigkeit
Vertröstung in eine Zeit des Fernseins
Wunschdenken als Selbsttäuschung
in Lügenwelt gemündet
als Unehrlichkeit gelebt
jeglicher Machbarkeit entzogen
Spärliche Treffen entlang Geleisen
vereinzelter Fahrten in den Bahnhof
der Aussichtslosigkeit und Träume
Ankunft und Abschied zu oft in annähernder
und allzu schmerzender Gleichzeitigkeit
dies wortreich und in Mimik geübt überspielt
Wörter viel zu oft nur als Notbehelf
Sätze als herbei geredete Wirklichkeit
Blicke gleich Spielfilmszenarien
so tun als ob als Surrogat für Handeln
die Ernsthaftigkeit klug umschiffend
Normative Kraft des Faktischen
welch Ausdruck scheinbarer Hürden
Es ist eben wie es ist
welch Eingeständnis der Banalität
Eingehüllt in den Mantel aus Novembernebel
Der Hauch der späten Jahreszeit sehr drängend
Ziehend das tiefe Gefühl endloser Leere
November-Atem aus bleiernem Becher trinken
(November 2012)