Gedankenwelt
Enumerare omnes fatorum vias longum est,
hoc unum scio:
omnia mortalium opera mortalitate damnata sunt,
inter peritura vivimus.
(Seneca)
Anmerkung zu Senecas obiger Aussage für "Nicht-Lateiner": Alle Schicksalswege aufzuzählen wäre ein umfangreiches Unterfangen; doch eines wisse er, nämlich daß alle Werke der Menschen zur Sterblichkeit verdammt seien und wir (eben) unter Vergänglichkeit lebten ...
"Wenn ein Mann sich für unwiderstehlich hält,
liegt es oft daran, daß er nur dort verkehrt,
wo kein Widerstand zu erwarten ist."
Francoise Sagan
Die meisten Bilder kommen gut auch ohne Text aus ...
Insani sapiens nomen ferat, aequus iniqui, ultra quam satis est virtutem si petat ipsam.
(Horaz)
Und in der Tat: Geht der Weise zu weit, selbst in sittlichem Eifer, kann man ihn nur "unvernünftig" nennen, so wie den Gerechten bei gleichen "Fehltritten" als Eigenschaft dann die "Ungerechtigkeit" zugeschrieben werden muß.
Ein Hauch aus den Fünfzigern. Nicht ohne Grund hieß der Hund "Greif" ...
Da fragte ich mich schon damals, was zuerst kommt: der Wunsch als Benennung oder die Benennung
als vorgezogener Hinweis für späteres Tun ...
Jedenfalls hätte ich diesen Namen schon damals nicht vergeben. Was Wunder: das Tier machte
seinem Namen irgendwann dann alle Ehre, bekam noch den mehr oder weniger netten Ehrentitel
“Höllenhund” von genau denen, die ihn mit “Greif” zu seinem eigentlichen Tun aufgefordert hatten,
verliehen. Zu den Kindern war er lammfromm, sogar vor den Schlitten ließ er sich spannen und in
alle Richtungen zerren. Wie gesagt: nur zu den Kindern. Alles andere - bis auf das schlagende
Herrchen und fütternde Frauchen - war ständig in Gefahr: Hühner, Postboten, Polizisten,
Wäschestücke und Wanderer. Wehe wenn er sich mit seiner fünf Meter langen Eisenkette von
seinem hölzernen Hundehäuschen losgerissen hatte und dorfeinwärts auf Wanderschaft ging ... 
Irgendwann war Greif dann nicht mehr. Angeblich verkauft. Tatsächlich: totgeschossen.
Daneben Greifs Vierfünftelfamilie und zur Vervollständigung noch eine Luftaufnahme
von Greifs Königreich. Hier herrschte er, hier wachte er, von diesem zurückgezogenen
Plätzchen aus unternahm er seine Ausflüge dorfeinwärts um Lob und Tadel gemäß seiner
ureigenen Perspektive zu vergeben ...
Einmal soll Greif sogar mit dem Linienbus zu seinem früheren Zuhause gefahren sein, um einen
alten Rivalen zu bekämpfen. Jedenfalls der Busfahrer kannte Greif, ließ ihn einsteigen. Greif nahm
folgsam neben dem Schaltknüppel Platz und stieg am Ziel aus, um ohne zu zögern seinen Feind
aufzusuchen. Der Kampf hatte begonnen ... Was blieb: ein schwer lädierter Gegner, der leicht
verletzte Greif und ein Telefonanruf, man solle das “Sauvieh” endlich wieder heim holen...
(So zumindest wurde mir diese Geschichte tradiert, allerdings von nicht - wie es immer so schön heißt - "zuver-
lässiger Quelle". Aber vielleicht stimmt die Geschichte doch?! Zum Nachdenken regt sie so oder so an ...)
Und Greif wußte auch mit "Besuch aus Thüringen" (Bild rechts) umzugehen (damals waren die Grenzen noch offen).
Mich plagte als Kind ein sehr starker Keuchhusten, längerer Klinikaufenthalt in der damals guten Garmischer Luft: das
hat in vielerlei Hinsicht geholfen und mir gut getan ... Meiner damaligen schulischen "Karriere" hat es nicht geschadet.
... und dann durch weise Voraussicht meiner maßgeblich bestimmenden Bezugspersonen in dieser schönen Gegend für einige Jahre angekommen ... (und bis heute ist mir diese Gegend von sehr hohem Wert)
1954 nach vier Jahren Grundschule an der ORS Hohenschwangau gelandet ... Ein Klassenphoto aus dem Jahre 1956 (ich: letzte Reihe, dritter von links) Klassenausflug nach Freiberg-Eisenberg
Ja, ja, ja -- auch das fand mit mir statt ... (im Rückblick wirklich unglaublich ...) Opa (mütterlicherseits) und Tante Resi (Mutters Schwester) waren der Standard im "Patengeschehen" -- für mich beide fürs Leben sehr, sehr wichtig.
(Opas und später Resis Bienenhaus) ... mehr als ein Jahrzehnt ein doch vom üblichen Rhythmus abgehobenes Dasein, vor allem mit recht viel Unabhängigkeit, gleichwohl wie im Leben üblich: immer auch ein auf und ab und so weiter ...

.... da kam es schon mal vor, daß ich nach Rückkehr aus einem der zahlreichen Urlaube (vor allem Griechenland) Sturmschäden vorfand, so hier im Bild die teilweise Zerstörung des Pumpenhäuschens (eigene Wasserversorgung), was dann natürlich einige Unangenehmlichkeiten mit sich brachte und etwas Improvisationstalent erforderte; auffallend in den Bildern auch meine damalige Wahlwerbung, die im konservativen Verwandtschaftskreis nicht gerade auf Gegenliebe stieß. Teilweise wurde ich -- völlig unsinnigerweise! -- sogar bisweilen als "Kommunist" da beschimpft. (Als Ursache für diese "verheerende Entwicklung", wie sie es nannten, hatten sie meinen mit der vorangegangenen Bergbaulehre verbundenen sozialen Umgang ausgemacht. Auch so ein typisches Beispiel für die Auswüchse von verkürztem Denken bzw. von der Unfähigkeit, denken zu können schlechthin, nicht wahr?! Aber wie heißt es in Bayern doch so schön: "So sans halt, die Leut'!" und damit muß man wohl oder übel leben ...) Heute würde ich freilich diese Werbung für die SPD und FDP auf gar keinen Fall mehr machen (gewiß nicht wegen möglicher Reaktionen anderer darauf, sondern weil ich beide Parteien mit dem Großteil ihrer Repräsentanten derzeit einfach für unfähig halte!)-- aber das war damals eben mein Denken (und man muß auch zu seiner Vergangenheit stehen können!), meine Hoffnung, mit der sozialliberalen Koalition (Stichwort Brandts: "mehr Demokratie wagen" ...) auf eine Besserung der Verhältnisse setzen zu können. Alles in allem hat sich das bekanntlich als Trugschluß erwiesen. Und heute (2018) dürften die Probleme unter dem Diktat der "Political Correctness" eher wieder schlimmer geworden sein, was intellektuelle, sachliche und diskursive Auseinandersetzungen angeht: jedenfalls findet ein echter Diskurs im Lande nicht (mehr) statt ... Schädlich für die Demokratie!
Wer das heutige Geschwätz in der Politik (leider bei allen Parteien, ausnahmslos) mitbekommt und wer an wirklicher Diskussion mit der ernsthaften (und "gründelnden") Anstrengung um Faktenbeschaffung interessiert ist, dürfte wohl sehr enttäuscht über die Entwicklung hierzulande sein: Oberflächlichkeit, Scheindebatten, Ablenkungsmanöver und allenfalls Halbwissen bestimmen weithin die Szene (natürlich nicht nur in der Politik!). Für eine Demokratie ist das gefährlich!
... dann eine Bergbaulehre (Abschluß: Knappenbrief), um mit dem dort verdienten Geld mir meine Unabhängigkeit zu verschaffen, sie zumindest zu mehren ...
... und dann, ja dann, o weh ... gab es eben diesen "Umweg" in der eigentlichen von mir vorgesehenen Lebensbahn ...
... einer meiner Irrwege (ich fand damals nicht die mir passende "Umgehungsstrasse"), gleichwohl gebe ich zu, daß ich auch davon für mich persönlich viel profitiert habe (vielleicht gerade der Nutzen von Irrwegen ...) ...
Diesen Weg einer Art von "Zwangs-Karriere" (stimmt natürlich objektiv betrachtet so nur bedingt, ich weiß ...) habe ich aber dann recht zügig und konsequent, vor allem aber: für alle Zeiten noch rechtzeitig beendet.
... eine lange Phase des Schuldaseins ... aber irgendwann geht jeder Abschnitt einmal zu Ende, ja bisweilen gilt: sollte zu Ende gehen ... (die Bilder zeigen mich beim Einwurf und der Durchführung meiner Kündigung)
... denn den berüchtigten "Held der Arbeit" muß man ja nicht so unbedingt als ausschließliches Lebensziel anstreben, Aspekte und Möglichkeiten der Selbstbestimmung sollten schon noch dominieren -- und überhaupt: alles fließt ...
... dies alles nicht mißverstehen: ich finde es eminent wichtig, sich seine eigene Existenz weitestgehend selbst gestalten und finanzieren zu können, dies geht eben in aller Regel nicht ohne Arbeit: aber man sollte hier stets sorgsam abwägen; für meinen Teil habe ich das konsequent verfolgt, indem ich eine durch das Elternhaus materiell sicherlich bis zum Ende eines "ordentlichen" Studiums abgesicherte bequemere "Laufbahn" dem augenscheinlich härteren Weg aufgegeben habe, dafür jedoch mir viel mehr Unabhängigkeit sowie bessere, breitere Entwicklungsperspektiven eröffnete -- und irgendwie natürlich auch mehr Spaß und unterschiedlichste Herausforderungen erleben konnte. Alles hat halt seinen Preis ...
Weitere Stationen ...
... so findet halt ein jeder Mensch den ihm gemäßen Platz -- man muß eben nur wollen. Anders gewendet: wie man sich bettet, so liegt man. Oder nochmals anders gesehen: jeder findet seinen Haufen, wo er "Boss" spielen kann ...
"Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich; unglücklich ist jede Familie auf ihre eigene Art." (Leo Tolstoi)
... und liegen zwischen diesen beiden Bildern Welten? Und wenn ja: wie viele ... vor allem: welche ?
"Kein Mensch weiß, was in ihm schlummert und zutage kommt, wenn sein Schicksal anfängt, ihm über den Kopf zu wachsen."
Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach
Es war schon immer etwas anstrengender, Höhen zu erklimmen.
Aber nur deswegen im Tal bleiben? Nur deshalb mitschwimmen?
Und dann reibst du dir den Schlaf aus den Augen,
glaubst zu träumen, und vergißt zu fragen, warum
du nicht längst schon dort droben bist ...
Was an dir Berg war, hat man geschleift, was Tal an dir war,
hat man aufgefüllt: über dich führt nun ein bequemer Weg ...
Behüten und doch frei sein. Den Wassern und den Lüften
anvertraubar. Nicht zerrissen zwischen unten und
oben. Einfach eigener Entscheidung mächtig ...
Ein Stückchen Nirgendwo und Überall zugleich.
Nur nicht dem Vergessen anheim fallen lassen.
Aber auch nicht zu greifen versuchen ...
Hat man ihn wirklich richtig verstanden,
diesen großen Sohn dieses unscheinbaren Ortes?
Ich zweifle daran. Wie immer der Zweifel das wohl
Angemessenste ist, wenn der laute Jubel oder der
Aufschrei der großen Masse ertönt ...
Und so wollen wir uns einfach dem Blick hingeben,
sitzen, stundenlang, genießen, nachdenken und alle
Antworten nicht als endgültig zementieren.
Blicke offen halten und bei angebotenen Endgültigkeiten
mehr als einmal kritisch hinhören ...
Flashbacks und Alles schon mal dagewesen ... 
Da hoams di eini zwängt in dia Schual und glei photographiert domit des Ereignis
a Stuckl Dauerhaftigkoat generiera sollt. So bist dann halt durchgetrottelt, im festen
Rhythmus der Unausweichlichkeit, host diar an Vorschprung verschaffen kenna
gegenüber dia moasten andera und host die trotzdem ausaklingt aus der Bahn,
dia oinst so unerschütterlich schian (für dia, die dran glaubt hatten) ...
Dann hast a bisl gschpielt und mehr oder weniger nix is draus gworden. Dann
host überlegt, warum des ois so is und vor allem ob des ois so saan muß. Dei
Antwort war a kräftiges Na und auf des Warum? host o koa Antwort gfunda, die
a feschte Bindung grechtfertigt hätt - so an a Firma, an a Behörde or gar an da
Schdaat. Freilich host die dann gbunda, weil irgendoi Bindung braucht er ja -
dr Mensch. Mensch, DrrrErckenschwicker, an dei Freiheit host die gbunda, ja
und host fest drauf gschaut, daß dir niemand in die Quere kummt, der dös
Wort ned leida kann. So bist laufend laviert und des duasch imma no, ohne
Unterlaß - so a Art Slalomlauf durch a Pischte, dera Stanga teils du selbscht,
teils aber ganz andre gschteckt homm...
Und was do ois passiert ist - zwischen
dem Spuiln und dem Orbeiten, des host 
in deim Grind fescht drinna und nix davon
mechast auslossen, scho gar nix ....
Wois doch immer wieder schean wor,
die Zeit und des Oben und Unten. Wia
auf so a Wolken oder besser no: wia
auf so a Wogen im solzigen Meer ...
Und wos der alles dann gschrieba hot, 
der aus´m Rheinland, der mit saana fetten Phantasie - einfoch nimmer dort oarbeiten
wo die meischten miassa: so zum Beischpiel in dem bleada Planungsbüro. Statt dessen
die ganze Oarbaat in a Hüttn an oam See erlediga, dös Ergebnis mit da Poscht futt
schicka und oafs Goild wartn. Morgensunn und Abendsunn am See. Und all die Fragen 
mit dera philosophisch ausgrichteta Katz und später no mit dera andera dischkutiera!
Und wia der Recht ghabt hod: erscht mit dera Veränderung in die Leit, dann mit dera
Umgschtaltung an dem See - weg mit dera Landwirtschaft und dafür dicke Häuser für
dia Tourischda und au no a Badeanschdalt und au no an Zeltplatz und lauta Nackerde
an den See. Dann no die scheane Autobahn. Und dann no a guats Maß an ned grad
wünschenswerta Berühmtheit - durch BSE.
Aber zumindest dös ledschdere hoat er nimmer erleben müassa, der guate alte Mo
aus dem Rheinland, der Schriftschdeller von Gottes Gnaden. Weil er eben vorher no
schnell gschtorba isch ...
Aber blieba isch sein Gedankenreichtum, dia gelassa scharfe Blick aus deana nette
Katzahirana und so a Schtuck Aufforderung, dös ois net einfach a Schtuck aus dera
Vergangenhoat sei z´lassa ...
Irgendwie beginnt alles irgendwann
einmal, nimmt dann seinen Lauf und zwingt zu
weiterem facettenreichen Tun ...
Gleichwohl gilt für alle irgendwie doch:
You´re just another traveller on the road to Kingdom Come ...
(Harry Chapin)
... yeah, yeah, just another one, after all is said and done ...
So keep on dreaming, dreaming, dreaming ...
Ein neuer Duft ...
Ein neuer Duft weht seit langem durch das Land,
Ekelhaft sein Dunst, längst schon überall bekannt:
Verpestet all das, was dereinst noch gut gewesen.
Diesen Augiasstall verlangt es nach den Besen:
Zeit dieses Übel endlich wieder gut auszumisten,
Jenen Demagogen kein' Nährboden sich einzunisten!
Was sich heute da leider häufig gescheit so dünkt,
Nach nichts als allergrößter Dummheit lauthals klingt:
Verachtet gehört durchaus all jene Geschwätzigkeit,
Der wahre Geist erträgt nicht solche Gepflogenheit!
Shitstormhafte Geistesarmut nun sich überall suhlt –
Doch ihr gilt es, Grenzen endlich ganz klar zu zeigen,
Nicht allen, die ihr Maul aufreißen, Beachtung bieten:
Deutliche Verachtung jenen ekelhaften Geistesnieten!
Sie gehören ohne Zweifel nur zu den schändlich Feigen;
Stets erkennbar machen, wer so um Beachtung buhlt.
(Fagusarua 01.08.2019)
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