Schauen und lesen 1
Der Weg zum See, der Rhythmus am See, beizeiten sogar voller Melodie und Poesie, gelebte Langsamkeit, stilles und weitgehend ungestörtes Erleben (bei antizyklischem Verhalten und Organisieren der Abläufe ...), Ausleben endloser Phantasie, bisweilen Begegnungen und wohltuende Einsamkeit, Leben als weitestgehend selbstverantworteten Taktschlag gestalten ...
Unterwegs sein im bescheidenen Rahmen, dabei zwanglos und unverplant abundantes Fühlen erfahren, wohltuende Abwechslung zu den üblichen Abhängigkeiten. Und dann irgendwann am See ankommen, ein Stück Endlosigkeit und Begrenzung gleichermaßen fühlen, dabei stets vom irgendwie Beispiel gebenden Leben der ansässigen Störche eingefangen ...
Der Kenner wird den Gedanken nicht fernhalten können und wollen: der gewichtige Ausspruch des Heinrich von Kleist über den alleinstehenden Baum ...
Der See !
Auch auf diesem Weg, der ein Stück nordwärts vom See führt, läßt sich ein kleines Stück in Teilen der eigene Vergangenheit gedanklich wiederbeleben, ohne gleich in falsche Sentimentalitäten zu versinken, ohne zu übersehen, daß stets etwas gelten sollte "Hic Rhodos, hic salta!", aber dann auch ohne falsche Übertreibungen.
(Dort arbeitete ich eine geraume Zeit, viel angenehme Erinnerungen, aber auch die Erfahrung notwendiger Distanz, um ein eigenes Leben angemessen gestalten zu können.)
Das ganz andere Novembergedicht
Ein Baumstumpf schickt seinen traurigen
Gruß nun in den trüben Novemberhimmel.
Vor kurzer Zeit noch kraftvoll mächtig,
Nach oben strebend, dem ganz großen
Licht folgend und Hoffnungen hegend.
Mit Schatten spendendem Blätterwerk:
Auch Heimat für Schutz und Rast suchender
Vogelwelt, ein Baum gelebter Lebendigkeit,
Dem steten Takt der Jahreszeiten gehorchend.
Eine sanfte Harmonie mit den Windgesängen;
All dies leider nur für eine allzu kurze Zeit,
Weil Leben und Gedeihen gewaltsam beendet:
Jähes Opfer kurzsichtiger Blindheit:
Lebensverachtender Sicht im Wege,
Beil und Säge als Todeswerkzeuge,
Gefällt mitten im gesunden Leben.
Ohnmacht gegenüber Willkür!
Waren sie gehört: das Klagen, die
Schmerzensschreie aus sinkendem
Geäst, aus des Stammes Leid?
Trügerische Stille
Bedrohliche Leere
Welch waltende Öde
dafür: nun mehr Raum, Sicht, Schein ...
Raum, Sicht, Schein: wofür, für wen?
Gewaltsames Ende eines Baumes!
Die Welt wieder ein Stück ärmer;
Veränderte Richtung: weg vom Licht,
Hinein in eine dunkelnde Zersetzung.
Welkende Baumstumpfgrüße
im Novemberdunst.
Des Baumes unruhige Seele
ihr Lied singend.
(Thomas Fagusarua 09./10. November 2019)
Wie treffend und gefühlvoll hat sich einst die leider viel zu früh verstorbene Sängerin Alexandra (1942 - 1969) mit dem Tod eines ("ihres") Baumes auseinandergesetzt, immer noch aktuell (und schön traurig ...):
(...)
Mein Freund der Baum ist tot
Er fiel im frühen Morgenrot
Du fielst heut früh ich kam zu spät
du wirst dich nie im Wind mehr wiegen
du mußt gefällt am Wegrand liegen
und manche der vorrübergeht
der achtet nicht den Rest von Leben
und reist an deinen grünen Zweigen
die sterbend sich zur Erde neigen
(...)
(aus: Lied "Mein Freund der Baum", Text und Musik: Alexandra, Erscheinungsjahr 1968)
Ähnlich mit dieser Thematik hat sich u.a. auch Udo Jürgens mit seinem Lied "Mein Baum" (1984) auseinandergesetzt; einfach einmal anhören ...
Und nun eine andere November-Stimmung:
Alle obigen Bilder hier aufgenommen am Waldweiher (11.11.2019) ; das geliebte Schwanenpaar jetzt wieder in seiner Brutumgebung, die drei Jungen von 2019 nun auf ihren eigenen Wegen.
Der Kaiserweiher im leichten Nebel am 11. November 2019:
DER WEGE SIND SO ENDLOS VIELE
DU MUSST SIE NUR FINDEN WOLLEN
IN DES LEBENS ZAHLREICH' SPIELE
MEIDE ALL JENE DIE DIR GROLLEN
(FagusArua)
“Die Männlichkeit und die Weiblichkeit, wie sie gewöhnlich genommen werden, sind Hindernisse der Menschlichkeit.”
Karoline von Günderode
Recht hatte sie, vor allem auch: damals; freilich ist die Gefahr von Festlegungen immer gegeben, hier wirkt Günderodes Kritik weiterhin fort, aber heute heißt es aufpassen, daß der immerwährende Kampf um Identität und Persönlichkeit nicht in krassen gegenläufigen Formen mündet und neue Hindernisse bewirkt ... In diesem Sinne ein kleiner Rückblick nach Winkel in Achtung und Ehrfurcht.
Photos von jener Gegend vom April 2010; die Gedenkstätte Karoline von Günderodes (Bilder weiter unten) auf dem Friedhof hinter der Kirche St. Walpurga in Winkel (Oestrich-Winkel). Durch Beschluß von 2017 soll die Grabstätte erneut saniert werden.
Fließende Wasser ...
(Gedanken an Karoline von G.)
Drängende Zeit, wuchernde Ungeduld,
Den Ketten einengender Kräfte trotzen.
Aufbegehren, Kampf wider die Stacheln,
Genährt aus den Böden der Unvernunft.
Doch die selbstauferlegten Fesseln,
Jenes Amalgam aus Leid und Liebe,
Fiktion von schönem Schein fern von
Sein und unerträglicher Wirklichkeit,
Verweht, verschwunden, versunken:
In eine Welt vergeblicher Worte.
Frausein als Selbstverständlichkeit:
Nicht als Fremdgedachtes, schon gar
Kein Schmuckstück; nicht Objekt
Männlicher Geltungssucht und Macht!
Sich selbst definieren und dabei doch:
Weiterhin einfach Frau sein dürfen.
In den Zeitläuften sich einbetten, jedoch:
Nicht bedingungslos, nicht folgsam.
Das Lied unbeschwerter Liebe singen!
Ach! Welch trügerische Hoffnungen:
Hingehalten, ausgebeutet, erniedrigt.
Auf den einsamen Weg verwiesen.
Der Arzt als akribischer Wegbereiter:
Der Drang nach Perfektion bis zum Ende.
Ihr Herzblut rinnt in das Erdreich nieder.
Die Wasser des Rheins ziehen ihre Bahn.
Die Welt in Prosa, Poesie und Phantasien
Gekleidet, »Leben im Traum und doppelt
Leben«, so in ihrem »Liebe« besungen.
Fortleben nur »durch einen Irrthum der
Natur« erklärt. Diesen Irrtum wenige
Tage später lebensmüde korrigiert.
Weiterleben in Worten und Gedanken,
Unvergessen für Verstehende, Sehende:
Den Lauf der Dinge nicht aufgehalten:
Dem Winkel im Herzen treu geblieben.
(Fagusarua 04.08.2020)
"Mächt'ger Strom! ich fühlte deine Wogen,
Unbewußt fühlt ich mich hingezogen,
Nur wohin! wohin! das wußt ich nicht.
Wohl mir! dich und mich hab ich gefunden.
Liebe hat dem Chaos sich entwunden."
(Karoline von Günderrode, aus: Der Franke in Egypten)
Spätherbst
Schon mischt sich Rot in der Blätter Grün,
Reseden und Astern im Verblühn,
Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht,
Der Herbst ist da, das Jahr wird spät.
Und doch (ob Herbst auch) die Sonne glüht -
Weg drum mit der Schwermut aus deinem Gemüt!
Banne die Sorge, genieße, was frommt,
Eh Stille, Schnee und Winter kommt.
(Theodor Fontane)
Im Herbst
Der Wald wird falb, die Blätter fallen,
wie öd und still der Raum!
Die Bächlein nur gehen durch die Buchenhallen
lind rauchend wie im Traum,
und Abendglocken schallen
fern von des Waldes Saum.
Was wollt ihr mich so wild verlocken
in dieser Einsamkeit?
Wie in der Heimat klingen diese Glocken
aus stiller Kinderzeit -
ich wende mich erschrocken,
ach, was mich liebt, ist weit!
So brecht hervor nur, alte Lieder,
und brecht das Herz mir ab!
Noch einmal grüß ich aus der Ferne wieder,
was ich nur Liebes hab,
mich aber zieht es nieder
vor Wehmut wie ins Grab.
(Joseph Freiherr von Eichendorff)
Geburtstagsgedicht (2020) -- eine Trilolgie (fagusarua, Oktober 2020)
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I
Auf Wolken oft weit des Nachts geflogen
Tags von geraden Wegen häufig abgebogen
Die lauen Winde zumeist ganz vermieden
All die Einfaltspinsel schroff fortgetrieben
Und bei allem Streben Hoffnungen hegen
Im steten Tun Beschaulichkeit gut pflegen
Gewiß der tiefen Lust den Raum gewähren
Dabei sich in Geborgenheit sanft ernähren
Sinne zu den schönen Hügeln schweifen
Spüren wie doch fordernd Kräfte reifen
Kein Jubelschrei und niemals Lorbeerkranz
Gezeigtes Mißachten gegenüber Arroganz
Da bleibt kein Zaudern auch kein Bangen
Welch flammend Feuer schürt Verlangen
In Wirklichkeit wächst gar das Träumen
Um dann möglichst keinen Wert versäumen
Und Jahr für Jahr schwindet die Zeit so dahin
Gedanken fliehen oft längs einer Freudenbahn
Bisweilen sucht man vergebens nach dem Sinn
Und fängt erneut das Spiel dann von vorne an
So ergreife stets was sich greifen läßt beizeiten
Laß deine Sekunden nicht sinnlos entgleiten
Doch bei allem was dich drängt zum Sehnen
Denk' immer auch an das Abschiednehmen
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II
Grautöne im Durcheinander
Medialer Verseuchung widerstehen
Herzlosigkeit bannen
In tiefste Schluchten weisen
Falschen Lockungen entgegentreten
Regenbogen suchen
Dem Wind folgen
Wege aus dem Labyrinth
Grautöne in Bunt überführen
Den eigenen Herzschlag prüfen
Puls der Zeit hinterfragen
Wehende Sommerkleider einer
Vergangenen Zeit
Schattenspiele an Vorhängen
Schlösser an den Brücken
Sinnbilder von Verlorenheit
Hinter wehendem Schleier
Gesicht der Unschuld
Melodien schwinden hinweg
Tanzfeste der Einfältigen
Trostlose Versuche von
Rhythmik in Stillständen
Wörterstakkatos endlos
Ohren taubschalten
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III
Der Herbstsonne wärmende Strahlen
In die Gemüter aus Alltäglichkeit
Der verbreiteten Unordnung mit spielend
Schritten im raschelnden bunten Laub
Entfliehen und ein Ständchen pfeifen
Begleitet vom Gesang der erhabenen
Krähen hoch oben in all den Lüften
Marienkäfer zeigen Wege zur Einkehr
Wegweiser der Natur als Oasenpfade
Drohende Zeigefinger aus dummen
Hüllen der Ignoranz und menschlicher
Rückständigkeit mißachten und nur
Mehr farbenfroher Vielfältigkeit folgen
Abkehr von Schönrednerei und List
Von Täuschung und tumben Stillstand
Belehrungssucht als Gegnerschaft sehen
Träume aus erspürter Leichtigkeit des Seins
Schweben auf gedanklicher Vielfalt
Absage an Kettenhundendaseinsweisen
Widerstand gegen Besserwisserorgien
Schlüsseltage als Besinnungsmomente
Nutzen und Versuche der Einkehr erleben
Geburt und Tod als eine innere Logik sehen
Und dazwischen – eben täglich gestalten
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"Wer Tiere quält, ist unbeseelt und Gottes guter Geist ihm fehlt,
mag noch so vornehm drein er schaun, man sollte niemals ihm vertraun."
Johann Wolfgang von Goethe
Kurz und thesenhaft: Allzu vielen Menschen ist eine gesunde, intakte Natur völlig egal; sie leben diesbezüglich rücksichtslos vor sich hin und merken nicht einmal, daß sie dadurch den Menschen selbst die Lebensgrundlage entziehen. Dummheit und Rücksichtslosigkeit (eine Nach-mir-die-Sintflut-Attitüde) und / oder reine materielle Bereicherungssucht zerstören Lebensgrundlagen: für Mensch, Fauna und Flora. Es bedarf dringend einer Umorientierung der Werteausrichtung. Die betriebene Wachstumsideologie ist lebensfeindlich, sie gehört eingedämmt! "Nachhaltigkeit" darf nicht weiterhin nur eine bloße Worthülse als Schmiermittel bei all jenem fortschreitenden ausbeuterischen (Be-)Streben bleiben ...
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Warum hier denn Mitleid? (Großwildjäger wurde in Südafrika bei Löwenjagd tödlich verletzt ...)
Um es gleich vorwegzunehmen: nicht ein Löwe hat jenen Herrn getötet -- da möchte ich aus meinem Verständis anmerken: leider! (daß dies nicht passieren kann, dafür sorgen die Veranstalter derartiger Perversionen mit ihrer Jagdorganisation schon!) -- , sondern es geschah durch menschliches Tun.
Was ist also geschehen? In Südafrika wurde ein kroatischer "Großwildjäger" bei einer Löwenjagd tödlich verletzt. Jener "mutige" Herr war 75 Jahre alt (älter wird er nun nimmer!) und mit zwei weiteren kroatischen Jägern unterwegs auf "Jagd". Einen ersten Löwen hatten jene edlen und mutigen Herren schon erlegt. Bei der Jagd auf einen weiteren Löwen traf ein Schuß den -- ich betone es nochmals: aus meiner Sicht alles andere als zu bedauernden! -- Jäger von hinten in der Schulter. Im Krankenhaus starb er dann an den Folgen jener Verletzung.
Es heißt, der nun getötete "passionierte Jäger von der Adriainsel Pag" habe gegenüber Freunden vor seinem Abflug nach Südafrika geäußert, der Abschuß eines Löwen solle "die Krönung seiner Jägerkarriere" werden. Offensichtlich wollte er wohl die Trophäe mindestens eines erlegten Löwen nach Hause bringen.
Auf dem weiteren Marsch im "Jagdgebiet" im privaten Reservat Leeuwbosch (= Löwenbusch), in dem Löwen ganz gezielt zur Jagd aufgezogen werden, soll der Jäger müde geworden sein und sein Gewehr einem seiner Begleiter gegeben haben, so der Polizeisprecher van der Linden. Beim weiteren Marsch soll sich dann versehentlich ein Schuß gelöst haben, eben jener, der jenen Herrn -- wie beispielsweise die Indianer immer so treffend sagten -- in die ewigen Jagdgründe beförderte ... Polizeisprecher van Linden: "Sie haben in dem Moment eigentlich auf nichts geschossen, es war wirklich nur ein unglücklicher Unfall."
Das "Reservat" , 2600 Hektar groß, wirbt damit, eines der besten Reservate in Südafrika für die Jagd von Großwild zu sein. Gelegen ist es in der Nähe der Grenze von Bosuana, etwa vier Fahrstunden mit dem Auto westlich von Johannesburg entfernt. Dort ist natürlich auch eine Lodge (für Unterkunft etc.), es gebe auch Schlacht- und Kühlvorrichtungen, so die Webseite.
Löwen gelten in freier Wildbahn als gefährdete Tierart. Es wird geschätzt, daß es in Afrika nur mehr etwa 20 000 Löwen gibt. In privaten Farmen werden zur Befriedigung der Jagdlust für Großwildjäger eigens Löwen und andere Wildtiere gezüchtet, um sie später dann der Jagd zur Verfügung zu stellen. Dieses Verfahren ist in Südafrika zum Beispiel rechtlich erlaubt, wenngleich vielerseits umstritten. Man kann nur hoffen, daß dieses Umstrittensein endlich dazu führt, daß die Aufzucht verboten wird ...
Es reicht nicht, wenn der eine oder andere Großwildjäger -- aus welchen Gründen auch immer -- ausfällt, Großwildjägerei muß generell verboten werden!
Und eine Frage sollte immer wieder -- nicht nur aus psychologischer Sichtweise -- gestellt werden: Was veranlaßt Menschen, einfach aus Lust und einem Tötungstrieb heraus (wehrlose) Tiere zu töten? Welcher Charakter steckt denn da dahinter?
Und weiter: Weshalb klaffen Bekenntnisse zu Natur, zu Nachhaltigkeit und das tatsächlich gezeigte Verhalten, zumeist an Ökonomisierung, an materieller Verwertbarkeit orientiert, fast immer gar so eklatant weit auseinander?
Kurz und thesenhaft: Man sollte endlich davon Abstand nehmen, Tiere im "Dienste des Menschen" zu quälen und auszubeuten; diese menschliche Hybris ist gegen die immer wieder so sehr beschworene "Schöpfung"; allerdings sollten deren Apologeten endlich einmal eine Revision vornehmen: nichts mehr von jenem "vermehret euch und macht euch die Erde untertan", sondern endlich den angemessenen Respekt und die Achtung von Fauna und Flora -- letztlich kommen dem Menschen nicht mehr Lebensrechte zu als allen anderen Lebewesen auch ...
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Einmal mehr ein Problem der Tierversuche:
Die Universität Ulm hat den Negativpreis des Vereins "Ärzte gegen Tierversuche" bekommen: "Herz aus Stein", so der Name des Preises. Die Verantwortlichen der Uni Ulm haben diesen Preis nicht angenommen, wurden stattdessen dabei dann mit einer offensichtlich für sie selbsterfundenen Auszeichnung bedacht. Diese, ein symbolisches rotes Herz (wohl aus Kunststoff, zumindest mein Eindruck bei einer TV-Präsentation, verlieh der Ulmer Universitätspräsident Michael Weber: "Die Universität Ulm stellt sich vor die kritisierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und betont die Wichtigkeit ihrer Traumaforschung für schwerverletzte Patienten. Traumata können Menschen jeden Alters aus dem Leben reißen, weshalb der Suche nach wirksamen Therapien ein hoher Stellenwert zukommt. Als Zeichen der Solidarität mit den Forschenden und aus Dankbarkeit für ihre exzellente, gesellschaftlich relevante Forschung verleihe ich ihnen den eigens geschaffenen Preis 'Ulmer Patientenherz', so die "Laudatio". Auf mich wirkte diese Inszenierung schon eher kabarettistisch, eher peinlich ...
Prof. Peter Radermacher, Leiter des Instituts für Anästhesiologische Pathophysiologie und einer der Hauptverantwortlichen der angeprangerten Mäuseversuche, lehnte es ab, den Negativpreis anzunehmen, und meinte in Richtung der Kritiker "auch wenn ich ihre kritische Haltung zu Tierversuchen respektiere“. Radermacher lehnte die Annahme des Negativpreises "Herz aus Stein" u.a. mit der Begründung ab, er könne nichts annehmen, was auf der Basis von Falschaussagen stehe.
Der Tierversuch war behördlich genehmigt. Aus Sicht der Uni ein Beweis dafür, dass der wissenschaftliche Nutzen das Leid der Mäuse rechtfertigt. Die Universität Ulm bestreitet das Vorgehen nicht, rechtfertigt es jedoch als "klinisch hochrelevante Traumaforschung".
Natürlich waren die beiden Positionen, die der Befürworter der Tierversuche und die der Gegner, eher antagonistisch. Gleichwohl soll es bei dieser öffentlichen Begegnung beider Seiten ein durchaus sachliches Gespräch gegeben haben, so zumindest Pressemitteilungen. Diese stellten die Auseinandersetzung sinngemäß wie folgt dar: Der Negativpreis des Vereins „Ärzte gegen Tierversuche“ geht an die Ulmer Traumaforscher, die Mäuse Tabakrauch aussetzten. Bei der Preisverleihung kommt es zur Gegendemo von Forschern. Die Verantwortlichen an der Uni Ulm drehten den Spieß am einfach um, vielleicht, weil Angriff tatsächlich die beste Verteidigung ist. Schon eine halbe Stunde vor der angekündigten Ankunft einer Delegation des Vereins "Ärzte gegen Tierversuche", die der Uni den Negativpreis "Herz aus Stein" für den "schlimmsten Tierversuch des Jahres" überreichten wollte, standen mehr als hundert Forschende und Mitarbeiter der Ulmer Traumaforschung in weißen Kitteln auf dem Campus Spalier. "Tierversuche helfen Leben retten" war auf ihren Plakaten zu lesen, oder "Trauma kann jeden treffen". Es sei hart aber fair diskutiert worden. Hier sind offensichtlich die von den Vorwürfen Betroffenen den Tierschutzaktivisten zumindest zeitlich etwas zuvorgekommen, aber ich denke, die Wirkung dieser Demonstration dürfte weniger einschneidend und wirkmächtig sein als jene Aktivitäten, welche Tierschutzaktivisten, m.E. meistens aus gutem Recht, veranstalten.
"Am dem Institut der Universität Ulm mussten Mäuse 3 Wochen lang an 5 Tagen die Woche den Rauch von bis zu 8 Zigaretten einatmen. Anschließend wurde bei ihnen – nun narkotisiert – ein Blutungsschock und eine Lungenquetschung ausgelöst, mit dem banalen Ergebnis, dass sich Rauchen negativ bei schweren Traumata auswirkt." (Quelle: Ärzte gegen Tierversuche e.V.: "Herz aus Stein“ geht an Uni Ulm für Rauchversuche an Mäusen Ärzte gegen Tierversuche verleihen Negativpreis für schlimmsten Tierversuch 2018", Neuigkeiten 02. April 2019) Dr. med. vet. Gaby Neumann, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Ärzte gegen Tierversuche stellt fest: "Für uns lassen sich diese Versuche weder ethisch rechtfertigen, noch mit Sinnhaftigkeit. Letzteres allein schon nicht, da sich Mäuse in Anatomie, Physiologie und Immunologie so stark vom Menschen unterscheiden, dass ihre Reaktion auf Zigarettenrauch völlig anders ausfällt. Es ist völlig absurd anzunehmen, man könne eine chronische Lungenerkrankung wie COPD, die beim Menschen nach jahrelangem Nikotinkonsum auftritt und mit zahlreichen Begleiterkrankungen einhergeht, durch 3-Wochen zwangsweises Passivrauchen bei der Maus darstellen.“
Daß bereits eine behördliche Genehmigung ein Beweis für die Rechtfertigung von Tierleid sei, erscheint mir schon eine sehr gewagte, vor allem gerade nicht wissenschaftlicher Denkmethode entsprechende Feststellung. Sind Behörden wirklich derart sakrosankt und somit in einer Art von Ex-cathedra-Position zu sehen? Es gibt viel zu viele Beispiele dafür, daß es gerade nicht so ist ...
Mit dieser hier nun folgenden Ansicht und Forderung hinsichtlich Tierversuche, welche die Problematik m.E. sehr treffend erfasst, stimme ich schon viel eher überein:
"Also, ich habe im Prinzip nichts gegen Tierversuche allerdings mit einer kleinen Anpassung. Wer nach allen Erkenntnissen der Genetik sich noch immer einbildet etwas Besseres oder Wichtigeres im Vergleich zu anderen fühlenden Tieren zu sein, darf meinetwegen gern solche Tierversuche machen. Und zwar an dem einzigen Tier das über sich selbst bestimmen kann, also an ihm selbst. Ausserdem wäre ich sehr dafür das dumme Geschwätz über "vermehret euch und macht euch die Erde untertan" aus dem Lehrbuch für Idioten und Machtgierige zu entfernen und durch "vermehret euch soweit wie der Planet es problemlos vertragen kann und seid sorgende Wächter und Hüter über eure Mitlebewesen". Und wenn Versuche nach der Meinung einiger nötig werden, sollen diese erst scharf überlegen ob sie den Versuch auch an sich selbst oder den eigenen Kindern machen würden. Gegen Selbstversuche kann niemand Einwände erheben denn Jedem steht frei was er mit dem eigenen Körper macht." (übernommen aus einer Leserzuschrift von F.M.Lutz)
Allerdings ist grundsätzlich *) eine andere ethische und moralische Haltung gegenüber allen anderen Tieren, also nicht "nur" den Versuchsobjekten gegenüber, zu verwirklichen: dies betrifft vor allem die Massentierhaltung. Tiere dürfen nicht länger als "Sache" definiert werden; sie sind gleichberechtigte Lebenwesen auf dieser Erde -- der Mensch hat sich fürderhin entsprechend zu bescheiden und angemessener einzuordnen. Die Frage um Achtung und Respekt muß alle Lebewesen umfassen!
*) "grundsätzlich" ist hier v.a. in dessen juristischem Gebrauch zu verstehen.
Das Ende einer mächtigen, hundert Jahre alten Blutbuche? (Der Baum hier in den Bildern aus unterschiedlichen Perspektiven gezeigt.)
Nichts ist von Ewigkeit, oft nicht einmal von gewisser Dauer. In vielen Fällen: leider. In zahlreichen anderen: Gott sei Dank. Wenn es um Natur, damit um den Erhalt von Bäumen geht, sollte die Antwort eigentlich eindeutig sein: man steht auf der Seite dessen, was vielfach als "Schöpfung" bezeichnet wird, auf der Seite dessen, was nachhaltiges Leben gestaltet und obendrein auch biologisches Wachstum symbolisiert. Wer sich wirklich mit Umweltbelastung, mit Luftreinhaltungsmöglichkeiten auskennt, dem braucht man nichts über den Wert von Bäumen zu sagen. Leider ist es oft aber auch so, daß selbst Kenner der Materie ihr Wissen um die Zusammenhänge vordergründigen ökonomischen oder anderen Interessen unterordnen, dabei auch nicht selten zu wortakrobatisch anmutenden Verbalwinkelzügen greifen. Letzteres leider häufig auch mit Erfolg, indem viele Menschen sich ihrer eigenen Mündigkeit begeben und dementsprechend vorschnell so eine Art Ex-cathedra-Gehorsam an den Tag legen. Wie es diesbezüglich um diese Buche hier bestellt ist, mag ein(e) jede(r) selbst für sich erkunden und beantworten. Ich selbst habe meine Antwort in derartigen Fällen längst gefunden: ich stehe auf der Seite der Bewahrung, der Solidität des Lebens und meine, daß all diejenigen, welche hier "später" mit ihren Interessen kommen, diese grundsätzlich am Vorgegebenen auszurichten haben.
Es ist bekannt, daß es Kommunen gibt, die eine Baumschutzverordnung haben (hier ist der Name offensichtlich, oder zumindest hoffentlich, bereits: Programm!), daß andererseits es sehr viele Kommunen gibt, die so etwas nicht kennen. Da stellt sich die Frage: Warum eigentlich nicht? Weshalb keine Baumschutzverordnung? Warum hat meine keine erlassen? Aus Nachlässigkeit, gar aus Erwägung zukünftigen Auseinandersetzungen um Erhalt von Bäumen aus dem Wege zu gehen? Warum keine tieferen Gedanken dem Bestandsschutz widmen? Natürlich dürfte allseits bekannt sein, daß es für derartige Fälle auch Fristenregelungen für Einsprüche gibt; was Bewachsung, was Bäume angeht, beträgt die in aller Regel fünf Jahre ab Kenntnisnahme des jeweiligen Sachverhalts. Danach geht in aller Regel nichts mehr, z.B. Durchsetzung von Beseitigungsansprüchen.
Nun gibt es natürlich neben Fristen auch die "normative Kraft des Faktischen". Um bei einem Baum zu bleiben: ihm mag ja wegen Fristenablauf der Fortbestand rein rechtlich zugesichert sein, besteht aber eine Gefahr (z.B. der Entwurzelung, bei Sturmanfälligkeit, Holzbruch) für Nachbarschaft oder Allgemeinheit, dann kann sehr wohl "gefällt" werden ...
Warum mein Hinweis auf die normative Kraft des Faktischen? Aus eigenen Erfahrungen und Engagement in einer Bürgerinitiative in einer südschwäbischen Kleinstadt (expliziter Anspruch dort seinerzeit: "Unterzentrum mit möglicher Mittelzentrumsfunktion" -- die Sprachphantasie von tatsächlich oder vermeintlich Zukurzgekommenen scheint mir immer wieder grenzenlos -- dies in einem nicht gerade intellektuell forderndem Sinn ...) weiß ich um die Flexibilisierungsmöglichkeiten von Sachverhalten. Im Zentrum jenes Ortes stand eine alte Industriellenvilla, von großem Garten umgeben, darin unter anderem mehrere stattliche Kastanienbäume. Wir wollten den Abriß der Villa verhindern, damit auch den Fortbestand des Gartens mit seinen schön und groß gewachsenen Bäumen sichern, dies nicht zuletzt auch aus dem Grunde, weil jenes Kleinstädtchen mit attraktiven Dingen, zumindest was Ästhetik angeht, nicht gerade gesegnet war.
Natürlich gab es da divergierende Ansichten und unterschiedliche Interessenlagen, wie man mit diesem großartigen (und natürlich auch allein schon wegen der Lage auch ökonomisch interessanten) Grundstück verfahren sollte. Eine Fraktion war hier besonders "flexibel": öffentlich beschwor man, dieses Haus mit Grundstück unbedingt erhalten zu wollen, also die Zielsetzungen der Bürgerinitiative zu teilen, zu unterstützen, aus demselben Munde kam aber auch -- allerdings nur bei ausgeschlossener Öffentlichkeit bzw. bei vorgehaltener Hand ... -- die eigentliche Zielsetzung zum Vorschein: das Haus abzureißen und auf dem Grundstück eine "städtebauliche Subdominante" zu schaffen. (Nota bene: das Grundstück lag mitten im Zentrum dieses Ortes, sofern man dort überhaupt von einem "Zentrum" sprechen konnte bzw. wollte.) Ich möchte es an dieser Stelle kurz fassen: die Abrißbefürworter setzten sich durch, das Haus wurde entfernt, das Grundstück von einer zahlungskräftigen Institution übernommen, dies allerdings mit der -- wohl als Akt der Beruhigung der Kritiker -- Zusicherung, daß die stattlichen Kastanienbäume auf jeden Fall stehen bleiben würden. Sie blieben es auch ... Für eine relativ kurze Zeit allerdings nur. Denn so rein zufällig oder versehentlich wurde beim Neubau durch Baggerarbeiten dann das Wurzelwerk beschädigt, die Bäume dadurch als möglicher Gefahrenherd diagnostiziert und gefällt. Ja, es gab sicherlich eine nicht wegzuleugnende Konsequenz aus dieser Geschichte: Die Bäume waren nun doch für immer weg ... (Die andere unter mehreren Konsequenzen dürfte allerdings auch einen Vertrauensverlust hinsichtlich Volksvertretung sowie Verwaltung befördert haben.)
Was ich daraus schließe: Egal wie rechtlich so ein Baumbestand gesichert sein mag, es wird immer der Fall eintreten können, der zur (dann "aus Sicherheitsgründen" notwendigen) Fällung eines Baumes führen kann. Gibt es hier ein Lösung? Natürlich! Nur so zu bauen, daß ein solcher Baum bei den Bauarbeiten und durch den späteren Bau nicht beschädigt wird, auch nicht "nur" durch Bauarbeiten, was letztlich überwiegend bedeuten dürfte: den entsprechend notwendigen Sicherheitsabstand einzuhalten, eine Bauplanung, welche auch den Erhalt solcher Natur berücksichtigt und gewährleistet, als Prioriät setzt.
Nicht uninteressant ist ein Urteil des OLG Köln vom 24.04.2006 (Aktenzeichen: 16Wx 35/06) im Zusammenhang mit der Beseitigung von Bäumen. Dort wird ausgeführt: Wer das Wachstum von Bäumen vor seinem Fenster über Jahre hinweg beobachtet und nichts unternimmt, der hat später auch keinen Anspruch auf Beseitigung. Dieses Urteil weist implizit auch auf eine gewisse Ambivalenz! Einerseits klingt dieses Urteil für Menschen, die für die Existenz von Bäumen eine naturbezogene Einstellung pflegen und Achtung dem Lebewesen Baum entgegen bringen bei oberflächlicher Betrachtung sehr positiv. Die Kehrseite der Medaille ist jedoch, daß genau dieser Aspekt des Beobachtens von Wachstum und der Unterlassung von rechtzeitigem Handeln dazu führen kann, daß Gegner von Bäumen daraus für sich die Notwendigkeit ableiten, eben (rechtlich gesehen) rechtzeitig zu intervenieren, natürliches Wachstum von Bäumen entsprechend zu verhindern, um später nicht "hilflos" zuschauen zu müssen, wie ein Baum sein Eigenleben (sehr zum Verdruß jener, die den Baum nicht in ihrer Nähe wollen und dulden) gestaltet ... Zudem stellt sich die Frage, inwieweit beim Kauf eines Grundstücks der Käufer sich Unterlassungen des Verkäufers rechtlich als bindend anrechnen lassen muß.
Die gesunde Lösung derartiger Sachverhalte kann nur sein: ein natürliches Verhältnis zur Natur wiederzugewinnen, der Biodiversität wieder ihren gebotenen Raum zu geben, den menschenbezogenen krebsgeschwürartigen Wucherungstendenzen gegenüber der Natur endlich wieder mehr Einhalt zu gebieten. Kurz: Statt Dominanz der Ökonomie wieder ein Übergewicht der Ökologie!
Hier nun noch ein Beispiel, wie ein Baum, ein sehr alter Baum, widerstreitende Interessen offenkundig werden läßt. Unter anderem unter der Überschrift "Für die Blutbuche wird es ernst" lesen wir in der Augsburger Allgemeinen /Mindelheimer Zeitung (MZ) vom 31.01.2018, daß es bislang keine Lösung für den Erhalt einer 100 Jahre alten Blutbuche gibt. Für den Erhalt dieses Baumes gab es zahlreiche Initiativen, unter anderem auch Internetpetitionen (ca. 1200 traten für den Erhalt des Baumes ein!). Am Ergebnis hat all dies nichts geändert: Der Baum ist manchen im Weg. Der Fortbestand der Blutbuche ist nun durch Baumaßnahmen auf dem Nachbargrundstück gefährdet.
Was ist geschehen? Der Baum steht an der Grundstücksgrenze zu einem Nachbargrundstück, auf dem einmal eine Kfz-Werkstatt sich befunden hatte. All die Jahre war der schön gewachsene Baum offensichtlich kein Problem. (Nochmals: der Baum ist runde 100 Jahre alt!) Aber dieser Zustand hat sich wohl geändert ... Jenes Grundstück wurde von einer Wohnbaugesellschaft gekauft; diese errichtet dort eine Wohnanlage mit Tiefgarage. Die Rechtslage beschreibt die MZ folgendermaßen: "Die benachbarte Blutbuche steht zu nah an der Grundstücksgrenze. Das ist rechtlich unstrittig. Der Baum verletzt damit die Nachbarschaftsrechte des Unternehmens. Eine Baumschutzverordnung gibt es in Mindelheim nicht." (ebd.)
Ob der Baum all dies überlebt, überleben kann? Eine bereits 2016 seitens Wohnungsgenossenschaft an die Baumbesitzerin gerichtete Aufforderung, die Blutbuche zurückzuschneiden, sei abgelehnt worden, weil sie fürchtet(e), daß der Baum dadurch zu sehr geschwächt würde und letztlich dann gefällt werden müßte.
Es hat nach all den Auseinandersetzungen um den Baum zuletzt noch ein Vermittlungsgespräch zwischen den Baumbesitzern und der Wohnungsbaugenossenschaft Mindelheim stattgefunden. Über den Inhalt des Gesprächs sei "Stillschweigen vereinbart worden", so der Geschäftsführer des Bauunternehmens Florian Schuster. Auch die Gegenseite hat dem "Stillschweigen" zugestimmt. Laut MZ hieß es weiter, es solle "eine weitere öffentliche Debatte um die Zukunft der 100 Jahre alten Blutbuche an der Landsberger Straße in Mindelheim (...) nicht geben." Die Unterschriftenliste der Baumfreunde wurde bereits im September 2017 dem Bürgermeister von Mindelheim (Stephan Winter) übergeben: "Bei diesem Treffen bot Winter an, der in seiner Funktion als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Wohnungsgenossenschaft eine besondere Nähe zum Unternehmen pflegt, sich als neutraler Vermittler zur Verfügung zu stellen." (MZ, ebd.) Als Folge davon dann eben jenes Vermittlungsgespräch. Ein früherer Lösungsversuch, die Bauplanung dergestalt zu ändern, daß mehr in die Höhe, damit weniger in die Breite mit somit mehr Abstand zur Blutbuche, gebaut werden solle (letztlich dann dieselbe Quadratmeterzahl an Wohnraum dann), war angeblich abgelehnt worden. Bei dieser Ablehnung sei es nach wie vor geblieben, die ursprünglichen Planungen seien nicht abgeändert worden.
Eingeschaltet war auch die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Unterallgäu. Diese Behörde gab den Rat, den Baum zurückzuschneiden; man schätze "den Baum zwar auch als wertvoll ein", man verwies jedoch in diesem Zusammenhang "auf den benachbarten Kirchgarten der evangelischen Kirche, wo ein alter Baumbestand steht." (MZ, ebd.) Wenn dann jedoch gleichzeitig von der Behörde relativiert wird, daß "dieser allerdings in jüngster Zeit ausgedünnt worden" sei, "ein paar Bäume mussten wegen Krankheiten gefällt werden", kann sich schon die berechtigte Frage nach der Stimmigkeit der Argumentation stimmen. Und überhaupt: Ist hier wirklich eine Aufrechnung unterschiedlicher Baumbestände zielführend und angemessen? Ich meine: Nein!
Ergänzend zu all diesem. ließ die Pressestelle, eher lapidar wirkend, wissen, "dass die Blutbuche kein Naturdenkmal sei und auch nicht zum Naturdenkmal werde. Die Schäden im Kirchgarten änderten nichts an der Einschätzung der Unteren Naturschutzbehörde bezüglich der alten Buche." (MZ, ebd.)
Mittlerweile wurde der Baum (zunächst) auf der Seite des Baugrundstücks zurückgeschnitten. Auch dicht am Wurzelwerk konnten bereits Baggerarbeiten auf dem Baugrundstück beobachtet werden.
Mir persönlich ist es sehr unverständlich, weshalb über jenes stattgefundene "Vermittlungsgespräch" beiderseits Stillschweigen vereinbart wurde resp. weshalb, sofern eine Seite ein solches vorschlägt, die andere sich darauf einlassen sollte. Was gibt es da der Öffentlichkeit vorzuenthalten? Es geht doch darum: Kann alles getan werden, um den Baum zu erhalten oder nicht? Und die Antworten darauf auf der Basis der Offenlegung der jeweiligen Interessenlagen sollte kaum Anlaß für Geheimniskrämerei geben! Ist die Rechtslage vielleicht doch nicht so eindeutig wie dargestellt? Könnten hier Gesichtspunkte, wie sie im Urteil des OLG Köln durchschimmern, vielleicht doch entscheidungsrelevant sein? Warum denn nicht die klare Auskunft an die Öffentlichkeit, was hier möglich bzw. nicht (mehr) möglich ist. Schließlich ist Umweltschutz (und Bäume sind ein wesentlicher Bestandteil einer gesunden Umwelt!) nicht nur Angelegenheit von Privatheit oder eines jeweils willkürlich eingrenzbaren Kreises.
Weshalb zuerst dieser aufopferungsvolle Kampf vieler um den Erhalt der Blutbuche (einen Kampf, den jeder wirkliche Naturfreund sicherlich gutheißen wird!) und dann dieses vereinbarte "Stillschweigen"? Wo soll denn da der Sinn liegen? Eine Furcht vor einer Revolution durch eine umfassend informierte Öffentlichkeit wird man wohl gerade auch in Mindelheim nicht zu befürchten haben, bei allem Engagement auf der einen oder auf der anderen Seite ...
... und es geht noch weiter (beinahe vielleicht -- wenn man denn unken möchte -- fast schon tragisch) ...
Jene Blutbuche nimmt / nahm im Jahr 2017 / 2018 an einem Wettbewerb teil. Ausgelobt vom Landkreis Unterallgäu und der Sparkasse Memmingen, Lindau, Mindelheim. Das Rubrum jenes Wettbewerbs: "Bäume unserer Heimat". Das Ergebnis wurde am 15. Februar in Memmingen im Rahmen einer Veranstaltung bekannt gegeben.
Ziel, Sinn und sicherlich auch Auftrag / Verpflichtung aus jener sicherlich gerade in unserer Zeit notwendigen Bewußtseinsförderungs-Orientierungsmaßnahme ergeben sich u.a. aus der Erläuterung, die das Landratsamt Unterallgäu in diesem Zusammenhang am 19. Februar 2018 durch die Pressestelle veröffentlichte:
"Bäume, um die sich Geschichten ranken, knorrige Riesen, die imposant in die Landschaft ragen und grüne Schattenspender, die Städte und Dörfer schmücken: Für 19 eindrucksvolle Bäume und Baumgruppen in Memmingen und dem Unterallgäu gab es nun Preise. (...) Aus dem Unterallgäu und Memmingen wurden 62 Bäume für den Wettbewerb eingereicht - 56 aus dem Kreis und sechs aus der Stadt. Ausgezeichnet wurden letztlich 16 Bewerber aus dem Unterallgäu und drei aus Memmingen. (...) An vielen Bäumen hänge jede Menge Herzblut. (...) Ausschlaggebend waren dabei Kriterien wie Alter, Aussehen, Größe und Zustand sowie Geschichten und Mythen rund um den Baum." (ebd.)
Und ich denke, daß es weit über Memmingen hinaus Gültigkeit besitzt, wenn der dortige Leiter des Garten- und Friedhofsamts, Rudolf Schnug, im Rahmen jener bedeutsamen Veranstaltung feststellte: "Um den Erhalt von Bäumen in bebautem Umfeld ging es auch der Stadt Memmingen. Die Stadt werde immer mehr verdichtet. Deshalb habe man bei dem Wettbewerb diejenigen belohnen wollen, die Bäume erhalten und pflegen und dafür auch Geld ausgeben." (ebd.)
Meines Erachtens verbal besonders auf den Punkt bringt es auch Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege Markus Orf, wenn er auf die Bedeutung von Bäumen sowohl in einem raumnahen Kontext als auch in psychologischer Dimension zusammenfaßt: "So produzieren diese nicht nur Sauerstoff, sorgen für saubere Luft und verbessern das Kleinklima, sondern sind auch Nahrungsquelle und Lebensraum für viele Tiere. Bäume schmücken das Wohnumfeld, machen mit ihrem wechselnden Blätterkleid die verschiedenen Jahreszeiten erlebbar und fungieren als Raumgestalter - zum Beispiel als Alleen. Und nicht zuletzt sind Bäume, die viele mit Erinnerungen an die Kindheit oder an die erste Liebe verbinden, einfach ein Inbegriff für Heimat." (ebd., Hervorh.d.V.)
Da kann man nur hoffen, daß all diesen schönen Worten auch immer ebenso schöne und nachhaltig wirksame Taten folgen! Gut gesprochen ist wichtig, ohne Zweifel, aber wenn dann -- wo auch immer -- das "Gut-getan" nicht folgt, verlieren solche Worte nachträglich ihren Sinn.
Und noch etwas Information zum konkreten Wettbewerb. Es wurden 62 Bäume zum Wettbewerb eingereicht (56 aus dem Kreis, 6 aus der Stadt). Vergeben wurden Preise für "19 eindrucksvolle Bäume und Baumgruppen". Die Jury (Unterallgäu) bestand aus Markus Orf (s.o.) und Katherina Grimm von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt (s. weiter oben), Rainer Nützel vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Johannes Lachenmaier von der Sparkasse und Kreisheimatpfleger Peter Hartmann. In Memmingen bildeten neben dem Leiter des Gartenamts Rudolf Schnug noch Johannes Lachenmaier (Sparkasse), Dr. Hans-Martin Steiger (Dritter Bürgermeister der Stadt Memmingen) sowie der Grünrefernt Fabian Nieder die Jury. Die Sparkasse stellte insgesamt 10.000 Euro Preisgeld zur Verfügung.
Der erste Platz wurde zweimal vergeben (Stieleiche Türkheim, Blutbuche Bad Grönenbach), der zweite siebenmal (Winterlinde in Erkheim, Hainbuche in Hausen, Linde in Legau, Linde in Legau-Engelharz, Linde von Maria Steinbach, Kastanie beim Magnusdenkmal in Legau, Eiche in Mindelheim), der dritte Platz weist drei Preisträger auf: Eiche in Altensteig, Linde in Apfeltrach, Lindenbäume in Markt Wald ...
Ja, und was ist nun mit der Mindelheimer Rotbuche an der Landsberger Straße, jenem so sehr gefährdeten Baum, der bekanntlich auch am Wettbewerb teilgenommen hatte? Die Blutbuche teilt sich Platz 4 ebenfalls mit anderen Bäumen! Dort finden wir dann den Birnbaum von Georg Strehler in Haselbach, eine weitere Linde im Markt Legau sowie die Blutbuche von Christine Döring-Coen in Mindelheim. Zusätzlich wurde noch ein Sonderpreis für die Lindenallee (Weg zur Kapelle Maria Schnee) in Nassenbeuren vergeben.
Der Vollständigkeit halber noch die Gewinner aus der Stadt Memmingen: Platz 1 für eine Blutbuche (Michael Peter Holzapfel) und Platz 2 für eine Buche (Siebendächer Wohnbaugesellschaft) sowie Buche (Firma ABT)
... bleibt zu hoffen, daß all diese guten Beispiele weiter Schule machen (dürfen!) und daß keiner der Preise (vor allem: der jener Blutbuche von Platz 4) zugleich ein Abgesang, eine Art Requiem bedeutet, und auch: daß all den schönen Worten immer auch bedachtsame Taten folgen ... Wir haben die Welt schließlich zum Wohle aller Lebenwesen zu gestalten!
Ein poetisches Kunstwerk kann sehr schön sein
in seinen Zeitverhältnissen, aber wehe dem Dichter,
wenn seine Zeit so armselig und verschroben wär',
daß sie nach kurzer Zeit abgeschmackt erscheine!
(Sophie Mereau)
Die Menschen sind nicht immer, was sie scheinen,
aber selten etwas Besseres.
(Gotthold Ephraim Lessing)
Für viele Menschen ist es mittlerweile persönlichkeitsstiftend, in allen Situtionen ein Selfie zu machen, zu gaffen, die Sensationsgeilheit auszuleben, anstatt zu helfen und Rücksicht zu üben! Eine ekelhafte Sorte der menschlichen Spezies! Homo sapiens? Mitnichten ...
Seit Beginn des Jahres 2018 sind an den Westküsten Neuseelands, vor allem an der Ostküste, dort vor allem an der Bay of Plenty, mehrere Tausend Zwergpinguine tot angeschwemmt worden. Als eine mögliche Ursache dieses Phänomens wird der Anstieg der Wassertemperaturen genannt. Derartige Fälle soll es laut dem Pinguinexperten Graeme Taylor "alle paar Jahrzehnte" geben, zuletzt 1998. Viele der angetriebenen Pinguine waren bereits tot, manche verendeten aber auch erst am Strand. Für die gefährlichen Temperaturschwankungen könnten El Nino und El Nina verantwortlich sein. Während der letzten Brutzeit sei das Meer relativ kalt gewesen, was zu einer üppigen Nahrungskette geführt habe; durch den plötzlichen Anstieg der Temperatur sei die Nahrungszufuhr jedoch unterbrochen worden, viele Tiere hätten keine ausreichenden Fettreserven gehabt.
Mitarbeiter der dort zuständigen Meeresschutzbehörde DOC gelang es allerdings auch, einige der gestrandeten Pinguine wieder zu Kräften kommen zu lassen und dann zurück ins Meer zu bringen. Zwergpinguine sind die kleinsten Pinguine der Welt, wiegen so um ein Kilogramm und werden etwa 40 Zentimeter groß. Ihre Heimat ist die Gegend rund um Neuseeland sowie die australische Insel Tasmanien. Soweit die -- leider -- nicht länger zu leugnenden Entwicklungen in den jeweiligen Biotopen von Fauna.
Was auch hier allerdings zusätzlich wieder sehr auffällig (und -- wie ich meine -- leider nicht untypisch!) ist, kann man aus den Äußerungen des Tierarztes James Chatterton vom Zoo in Auckland ableiten: "Was ein solches Tier (in Not, d.V.) braucht, ist kein Selfie, sondern dringende Hilfe von einem Tierarzt." Es haben nämlich Strandspaziergänger lieber Selfies mit den leidenden Pinguinen gemacht anstatt Hilfe zu holen ... Was sind das nur für Menschen, wie verdinglicht haben jene sich selbst bereits und welch Sklaven dämlichster Idotien verkörpern diese! Es drängt sich so manchem wohl das (allerdings das persönliche Elend jenes Typus noch verharmlosende!) Wort: Arschlöcher auf. Man findet jenen Typus mittlerweile überall, hemmungslos gegenüber Mensch und Tier, rücksichtslos gegenüber dem Leiden und dem Schmerz anderer, eigentlich auch: hemmungslos gegenüber sich selbst, nur -- sie merken es ja nicht einmal, empfinden sich als "völlig normal" (wozu der Mainstream sein Übles dazutut ...), finden sich ja noch toll dabei und "auf der Höhe der Zeit" ... Einfach nur ekelhaft!!!
DASS ES AUCH ANDERS GEHT bewies ein Spaziergänger am Frankenhofener See (Stausee der Wertach nahe Bad Wörishofen), insofern nun endlich wieder mal etwas Positives (leider geht auch das nicht so ganz ohne auch wieder über die üble Seite menschlicher Existenz abschließend .zu berichten ...): Er entdeckte einen Schwan in Not, rief sofort die Polizei, welche dann die Feuerwehr um Hilfe bat. Die Feuerwehrleute kamen unverzüglich, fuhren mit dem Boot hinaus um den Schwan zu retten, sie näherten sich dem Tier vorsichtig. Das deutlich geschwächte Tier wurde dann von den Feuerwehrleuten im Boot ans Ufer gebracht, wo eine Tierärztin bereits wartete, um dem verletzten Schwan zu helfen.
Was war dem Schwan widerfahren? Das Tier hatte sich in einer Angelschnur (!!!) vergangen, zusätzlich auch noch an den zwei daran befestigten Angelhaken(!!!). Die Schnur hatte sich um einen Ast gewickelt und der Schwan war in dieser Falle gefangen. Das Entfernen der Angelhaken war schwierig, die Feuerwehr mußte der Tierärztin mit Werkzeug aushelfen, aber Gott sei Dank gelang es dann doch. Die Tierärztin nahm das Tier dann vorübergehend in ihre Obhut.
Auch das Einfangen eines verletzten Schwans ist in aller Regel äußerst schwierig (im vorliegenden Fall "erleichterte" der Ast und die Schwächung des Tieres die Aufgabe wenigstens ein wenig!); ich hatte das vor zwei Jahren einmal im Bootshafen von Hallstatt (Salzkammergut / Österreich) erlebt: auch dort war das Tier von Angelunrat (Schnur mit Haken) behindert und verletzt worden, es war allerdings noch relativ bewegungsfähig, so daß zwei Bootsbesatzungen große Schwierigkeiten hatten, das Tier so in die Enge zu treiben, daß es nicht mehr ausweichen und man ihm dann helfen konnte.
Schön auch, daß derartige Vorfälle der Öffentlichkeit bekannt werden (die Information entnahm ich einem Online-Artikel der Augsburger Allgemeinen, "Tierischer Einsatz am Frankenhofener See" vom 16.04.2018), deshalb auch einen Dank an jene Medien, die Fauna und Flora gebührend einer breiteren Wahrnehmung zuführen. Das ist guter Journalismus.
Hervorragend vor allem auch die Aufmerksamkeit und das schnelle Handeln des Spaziergängers (also gänzlich anders als oben die Selfie-Deppen mit ihrer Hilfsverweigerung und Sensationslust), einmal mehr lobenswert der beispielhafte Einsatz von Feuerwehr und Tierärztin. Soweit das Positive, das man allerdings nicht oft genug betonen und hervorheben kann.
Das Negative: Dem Schwan wäre all das Leid nicht widerfahren, hätten nicht verantwortungslose "Angler" (Angel"sport" ... ! Sic!) einmal mehr ihr für sie typisches Unwesen getrieben. Weshalb kann man seinen Unrat nicht ordnungsgemäß und so beseitigen, daß niemand und nichts zu Schaden kommen kann?! Weshalb duldet man unter Fischern jene schwarzen Schafe, die eine ganze Zunft in Mißkredit bringen (können)?! Mir persönlich fällt bei Spaziergängen in Gewässergegenden immer wieder eine ganz besondere Spezies von Anglern auf, die offensichtlich ausschließlich ihrer Lust am Fangen von Fischen (konkret: an deren Tötung) frönen, dies wettbewerbshaft (und entsprechend angeberisch) betreiben und dann auch noch die Gegend mit ihrem Müll "bereichern" ... Wohlgemerkt: wirkliche Fischer (von denen es sicher jede Menge mit großer Verantwortung und Liebe zur Natur gibt!) können das ja nicht sein. Manchmal hege ich da auch den Verdacht, daß jene Umweltfrevler zum Fischen gar nicht die erforderliche Ausbildung und Erlaubnis haben -- sonst würden sie sich wohl kaum derart negativ aufführen. Ich denke nicht, daß derartige Unrathinterlassenschaften nur mit vorübergehender Sorglosigkeit zu erklären sind.
Es wäre natürlich zu einseitig, nur auf schwarze Schafe unter den Anglern zu verweisen. Der AZ-Bericht spricht auch von anderen Sauereien (so muß ich es jedenfalls nennen!): in diesem Bereich (der Schwanenrettung) des Frankenhofner Sees fiel auch auf, daß sich "einiges an unachtsam weggeworfenen Unrat befindet", so Matthias Eichler von der Feuerwehr (AZ, ebd.) Im Wasser lag unter anderem eine 250 Liter fassende Regentonne; dieser und weiterer Müll seien ebenfalls ins Boot gezogen und durch die Feuerwehr entsorgt worden. Der Feuerwehrmann hat es sehr freundlich und höflich ausgedrückt: "unachtsam weggeworfen".
Ich meine, wer sich in der Natur den ganzen Tag aufhält, sei es als Fischer, sei es als Spaziergänger, der weiß sehr wohl, wo er sich befindet und was sich gehört bzw. was tunlichst zu unterlassen ist. Man dürfte sich schon darüber gewahr werden, daß man nicht alleine auf der Welt ist und auch für sein Umfeld Verantwortung trägt. Wer immer sorgsam bis hin zu Pedanterie mit seiner Angelausrüstung vor und zum Zwecke des Fischfangs umgeht, der dürfte sehr wohl wissen, welche Gefahren Schnüre und Haken für Lebewesen und Umwelt bedeuten können. Da weigere ich mich zumindest, den so schäbig handelnden Leuten noch als Entschuldigungsgrund "Sorglosigkeit" o.ä. zuzuschreiben. Nein, jene bereiten den Nährboden eines Fluchs zur bösen Tat! Daß man übrigens auch eine 250-Liter-Regentonne nicht so ganz "ohne es überhaupt zu bemerken" in einem Gewässer loswerden kann, dürfte einleuchten. Und wer mehr Beispiele für Müllentsorgung in unseren Gewässern braucht, damit endlich die Realität so wie sie ist kommuniziert (und nicht schöngeredet) wird, dem oder der empfehle ich schlicht häufige Spaziergängen in eben jenen Gefilden ... Übrigens dürften auch jene, welche verbotenerweise gesperrte Wege und Dämme an Gewässern befahren, dort parken und sich dann mit ihrer Angelausrüstung gleichsam am Platze fast schon häuslich niederlassen dies bestimmt nicht aus lauter "Sorglosigkeit" betreiben; dahinter stehen Absicht und Rücksichtslosigkeit und gänzlich fehlende Empathie. Hier gibt es nichts zu beschönigen.
Die beiden Bilder zeigen Schwäne auf dem Frankenhofener Stausee
Ein toller "Mitmensch" -- ein weiteres "Mitglied" einer rücksichtslosen Spezies ...
Mit Meldung vom 28. April 2019 erfahren wir: In Karlsruhe wollen Polizisten einer Entenfamilie (Entenmutter mit neun Küken) über die Straße helfen, sie vor dem Verkehr beschützen, und so sperrt ein Beamter auch kurzzeitig den Bürgersteig. Deswegen mußten Fußgänger vorübergehend den Gehsteig wechseln.
Das mißfällt einem Passanten: er beschimpft die Polizeibeamten wegen dieser Hilfeleistung und es kommt in der Folge auch noch zu Handgreiflichkeiten. Der Mann wurde von den Polizisten daraufhin zu Boden geworfen und gefesselt. Die Tiere konnten dank der Hilfe durch die Polizei ihr Ziel dann wohlbehalten erreichen. Kein Tier wurde verletzt oder starb gar.
Frage: Wie herzlos und rücksichtslos, gänzlich ohne Empathie für andere Lebenwesen, können manche Menschen doch sein? Wie sehr stellen derartige Egoisten ihre eigenen Bedürfnisse -- mögen sie in Relation zu anderen Werten noch so klein und unbedeutend sein, in den Vordergrund, selbst wenn dabei andere ihre Gesundheit oder gar ihr Leben gefährden müssen! Wer so wenig Respekt und Achtung vor Lebewesen hat, der (oder die) zeigt, daß man nicht einmal die elementarsten Dinge im Umgang mit der Lebenswelt erfasst; letztlich schaden sie sich auch selbst, doch um dies (rechtzeitig) zu erkennen, sind jene zu dumm, zu egozentrisch, wohl auch zu aggressiv ...
Wird der Vorfall diesem Widerling eine Lehre sein? Davon dürfte wohl kaum auszugehen sein ... Mögen viele, viele andere Menschen zu jenen schlechten Menschen ihr sichtbares Gegenbeispiel leben!
Übrigens in einem Bericht wird der Vorfall als "Bizarrer Zwischenfall" (web.de) bezeichnet. Hier fehlt m.E. die richtige und deutliche Wortwahl, denn nur "bizarr" ist daran wirklich nichts mehr ...
Diese Entenmutter mit ihren 6 Jungen durfte in Unteruhldingen am Bodensee ohne irgendwelche Belästigungen zu erfahren sich zwischen den Badegästen bewegen, sich sehr sicher fühlen ... Das gibt es eben auch noch!
Panta rhei ...
Wer Hohenschwangau besser kennt, der kennt auch das alte Hotel Alpenrose, kennt es (leider) auch als lange Jahre leerstehend, dann als Versuch, es als Altenheim zu nutzen, dann auch es als Hotel wiederzubeleben. Wer es also so kennt bzw. erinnert, der kennt auch den schönen Grashang zwischen Alpenrose und Alpsee, der kennt den ungetrübten Blick, der hinter dem Hotel auf das schöne Schloß Neuschwanstein gewährt wurde. Wurde? Ja, denn es gibt erhebliche Veränderungen. Der Hügel wurde teilweise abgetragen, das Hotel wurde erweitert, so daß auch der Blick gegenüber früher schon sehr eingeschränkt wurde. Aus der Alpenrose wurde das AMERON Hotel am Alpsee. So konnte man in Füssen aktuell vom 13. April 2018 lesen: << "Wir sind mehr als zufrieden mit dem aktuellen Stand der Arbeiten“, so Hanspeter Beißer, Justitiar des Wittelsbacher Ausgleichsfonds. "Alles ist sehr schnell gegangen, die Qualität stimmt und nicht zuletzt auch die Kosten. Das Projekt, mit 27 Millionen Euro, ist derzeit das Größte, das der WAF durchführt. Und dieser Standort ist für uns natürlich auch immens wichtig, weil man hier die Tradition der Wittelsbacher eben besonders spürt.“ >> Wir erfahren dabei auch die gigantischen Ausmaße dieses Projekts: der Inhalt von 1.200 Betonmischern wurde dort verbaut, Gesamtmenge von ca. 8.500 Kubikmeter Beton, 700 Tonnen Stahl, mit 2.355 LKW-Fahrten wurden ca. 40.000 Kubikmeter Aushub abtransportiert.
Das neue Hotel -- die "Alpenrose" ist darin integriert und in ihrem Stil auch weitgehend erhalten geblieben -- wird einen 850 Quadratmeter großen Spa-Bereich haben, einen großen Tagesbereich mit Forum und Besprechungsräumen "für Meetings und Events vor der besonderen Kulisse des Alpsees" und wird durch "eine abwechslungsreiche Kulinarik komplettiert". Es werden umstehende Gebäude integriert: das Restaurant im ehemaligen "Hotel Lisl" bietet auch einen Wintergarten und richtet sich an Frühstücks- und Tagesgäste, das "Schlossbräu mit seinem rustikalen Ambiente" wirbt mit regionaler bayerischer Küche und im Restauerant Alpenrose wird "gehobene Küche und individueller Service geboten."
Im Endzustand wird das Hotel Ameron 137 Zimmer bieten. Es wird wohl sehr unterschiedliche Bewertungen über diese Veränderungen geben, man darf auch gespannt sein, ob dieses neue Konzept auch die für das ökonomische Überleben notwendige Akzeptanz finden wird. Wie überhaupt hier wieder einmal mehr ein Beispiel für Veränderung und Bau-Verdichtung zugunsten ökonomischer Überlegungen zu betrachten sein wird.
Jenen, die an der Beschaulichkeit jenes Ambientes Alpenrose / Alpsee den Wert des damaligen Ensembles gesehen haben, dürften wohl zumindest ein wenig mit den Veränderungen hadern ...
Bilderreihe oben: links die "Alpenrose", rechts: das "Jägerhaus"; untere Bilder zeigen die Umbau- und Erweiterungsphase sowie einen kleinen Rest des Grashangs, der zum Teil nun der Erweiterung zu weichen hatte.
Zwei Bilder mit den Umbaumaßnahmen, damit auch die "Alpenrose" in ihrem zukünftigen stark veränderten Ambiente. Es werde: das Ameron Hotel am Alpsee ... Deutlich wird: die sehr veränderte Sicht auf das Schloß.
Das ehemalinge Hotel Lisl, nun integraler Bestandteil des Ameron Hotelkomplexes. (Bild links); die "Alpenrose" noch einmal mit dem angrenzenden Museum der bayerischen Könige im Bild rechts.
Der Um- und Erweiterungsbau nun (fast) in seiner Vollendung ... Nun kann es ein jeder, eine jede, es bewundern (oder auch nicht): das Ameron Hotel am Alpsee.
Am Alpsee und in Hohenschwangaus Gefilden...
In anderen Gefilden ...
Über irgendetwas kann man immer schmunzeln, Lebenslagen eben ... (zumindest manchmal ..., mag da so manche(r) einschränken)
Aber hier jedoch vergeht einem das Schmunzeln ...
Laut einem Urteil des Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz vom 31.10.2019 (Az.: 1 A 11643/17. OVG) ist eine erteilte Abschaltauflage während des Kranichzugs für den Betrieb einer Windenergieanlage im Landkreis Cochem-Zell hinfällig: Die Windenergieanlage darf auch während des Kranichzugs nunmehr doch betrieben werden. Laut Gericht sei das Kollisionsrisiko für ziehende Kraniche nicht in signifikanter Weise erhöht.
Der Landkreis Cochem-Zell hatte die immissionsschutzrechtliche Genehmigung zur Errichtung und zum Betrieb einer Windkraftanlage mit einer Auflage verbunden: die Anlage müsse an den Massenzugtagen der Kraniche im Frühjahr und Herbst bei bestimmten Wetter- und Windbedingungen während des Überflugs der Zugwelle abgeschaltet werden. Gegen diese Auflage reichte der Betreiber Klage ein. Die von der Klägerin eingereichte Klage wurde jedoch vom Verwaltungsgericht Koblenz zurückgewiesen. Begründung: Ohne diese Nebenbestimmung stünde der Genehmigung der Anlage das artenschutzrechtliche Tötungsverbot nach dem Bundesnaturschutzgesetz entgegen, denn durch die Windenergieanlage erhöhe sich das Tötungsrisiko für die ziehenden Kraniche signifikant.
Gegen das Urteil reichte die Klägerin Berufung ein. Das OVG gab der Klage nun statt und hob die angefochtene Nebenbestimmung auf. Die Voraussetzungen für diese Auflage seien laut OVG nicht gegeben. Diese Windenergieanlage sei auch ohne Auflage zum Kranichschutz im Einklang mit dem artenschutzrechtlichen Tötungsverbot nach dem Bundesnaturschutzgesetz. Nach diesem Gesetz sei es verboten, wildlebende Tiere besonders geschützter Arten (zu diesen gehören auch Kraniche!) zu töten. Der Tatbestand dieses artenschutzrechtlichen Tötungsverbotes sei mit Blick auf die bei einem Bauvorhaben nie völlig auszuschließende Gefahr von Kollisionen geschützter Tiere allerdings erst dann erfüllt, wenn das Bauvorhaben dieses Risiko in einer für die jeweilige Tierart signifikanten Weise erhöhen würde. Dies sei jedoch im vorliegenden Fall -- so das Gericht -- nicht der Fall, die Windenergieanlage der Klägering erhöhe das Vogelschlagrisiko für ziehende Kraniche nicht signifikant. Das OVG ist der Ansicht, daß nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft Kraniche während ihres Zuges nur "einer sehr geringen Gefahr der Kollision und damit der Tötung an Windenergieanlagen" unterlägen. "Trotz einer hohen Zahl regelmäßig ziehender Kraniche und mehreren tausend Windenergieanlagen ohne Kranichabschaltauflagen im Zugkorridor sei die Zahl dokumentierter Schlagopfer gering."
Meine Meinung hierzu: Das Gericht hat nun mal so entschieden, es hat die Gesetze aus seiner Sicht ausgelegt und es hat sich m.E. hier im Rahmen des herrschenden Zeitgeistes bewegt; einmal mehr zeigt sich aus meiner Sicht auch hier einmal mehr, daß ökonomische Interessen in unserem Land über die Belange der Natur gestellt werden. Es wird Schlagopfer geben, es wird zahlreiche "Einzelopfer" (das ist natürlich etwas anderes als der reine Blick auf "Artenschutz"!) geben, Dokumentationen gestalten sich hier nicht gerade einfach (wie man auch aus Berichten herauslesen kann!), sodaß es auch bei der Festlegung von "Signifikanz" sicherlich keine Objektivität geben wird. Für das jeweils betroffene Tier, für den jeweils betroffenen Kranich, kann ich nur sagen: armer Kranich, Opfer der Gewinnmaximierungsversuche. Und dieses "arm" betrifft auch all diejenigen, deren Herz auch am Schicksal von Einzeltieren liegt, die also nicht nur einen Blick auf reine Arterhaltung richten. Mit dem Menschen verfährt man nach meiner Kenntnis doch auch nicht so, da geht es doch auch nicht um reine "Arterhaltung". Ausdruck einer Hybris? Könnte ja so sein ...
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