Schauen und lesen 10
Der Alte und sein Tod
Gelebt schon mehr als neunzig Jahre
Die Zeit ganz vielfach aufgesogen
Doch spürbar nun der Ruf der Bahre
Und all jene die ihn so oft betrogen
Sinnlos nun sich weiter zu täuschen
Zwecklos in Hoffnung sich zu wiegen
O die Scheinheiligkeit der Keuschen
Wie dreist sie stets ihr Rückgrat biegen
Seit Jahren schon sie so gierig hoffen
Es möge mit ihm bald zu Ende gehen
Doch immer zu gesund ihn angetroffen
Beharrlich sie nach Pfründen spähen
Doch endlich können sie frohlocken
Sehr bald wird sein Erbe aufgeteilt
Freilich ist man zugleich erschrocken
Weil von Konkurrenz man eingekeilt
Man giert nach des Alten vieler Güter
Sein Lebensweg für sie bleibt ohne Spur
Man rafft sich auf zum Mammonhüter
Stets taktiert und gespielt mit Bravour
Als Erbobjekt den Alten nur betrachtet
Ihn schlicht als Mastgans halt gesehen
Sein Fühlen und Denken arg mißachtet
Kein Bemühen ihn tiefer zu verstehen
Und so zeigt sich der Lauf beider Welten
Die einen drängt es eben nur gut zu erben
Sich mit fremden Reichtum einzudecken
Andere lernen von ihm in Würde zu sterben
Und im Leben Sinnhaftigkeit zu erwecken
Und wie Geist und Gefühle wirklich gelten
(Fagusarua, 02.02.2019)
Die Seifenblase
Fast aus einem gefühlten Nichts
in lockendes Tanzspiel entlassen:
kaleidoskopartige Buntheiten,
dem Spiel der Lüfte folgend.
Große Augen, Bewunderung:
Kindliches Erstaunen.
Erwachsene Blicke.
Spielerisches Hin und Her,
im Auf und Ab mitschwebend:
ein Fühlen scheinbarer Freiheit,
Unbekümmert im Augenblick.
Tiefes Staunen erweckend in
sanft träumenden Seelen ...
Gedanken treiben lassen –
Wirklichkeit ausgetanzt.
Sehen und Imagination als
kurze Einheit für Bruchstücke:
Jähes Erwachen aus diesen
dahinfliegenden Momenten,
den Sinnen entrissen –
plötzlich geplatzt und in
ein Nichts entschwunden.
(Fagursarau 16.03.2019)
Seifenblasen sind wie Träume, sie bringen unsere Herzen und Augen zum Leuchten und wenn sie platzen werden wir von der Realität eingeholt.
(unbekannter Verfasser)
Der Krähe Tiefensicht
Ich ziehe ganz schön wachsam hoch oben meine Kreise hier,
Doch auch bisweilen verweile ich kurz immer wieder nah bei dir:
Wie ein Hamster in seinem Rad, du bedauernswerter Erdenwurm!
Allzu oft zu stark bedrückt, ach, deine Haltung auch viel zu krumm!
Läßt dich ständig, hilflos gebend, von den fremden Mächten ziehen,
Längst hast du verzagt, fernab jeglicher Kraft davon zu fliehen,
Andere Kräfte dich in ihren Fängen eng verwalten und gestalten,
Deine Sinne und dein Herz von jenen Mächten längst gespalten!
Wie froh ich bin, anders als du, im gekonnten Selbst zu fliegen,
Bin zu weise und schlau als daß ich mich könnte selbst belügen,
Vermag wohl fast immer den Weizen von der Spreu zu trennen,
Habe die Gabe, das Notwendige und Sinnlose gut zu erkennen.
Doch du moderst im Sumpf fortwährender Fremdbestimmung!
Vor lauter Götter und Mammon kein Licht zur rechten Besinnung!
Dabei jammerst du endlos, schimpfst lauthals, bist nie zufrieden,
Gleichwohl klammerst du dich ängstlich an dein Los hienieden.
Da geb’ ich euch aus meiner Erfahrung unseren weisen Krähenrat:
Wenn für dich dann doch zu viel zu schlecht dort unten auf Erden,
Wenn das Leben scheint dir mehr Last, überwiegend öd und fad,
Kann bei Ablauf deiner Zeit endgültig Gehen zum Glück dir werden:
Wie leicht sollte er dir schließlich fallen dann: dieser allen Endes Pfad ...
Doch du wirst es wohl nie lernen: Balancieren auf schmalem Grat.
Aber ich Krähe kann dein Irren und Wirren stets entspannt ansehen
Und erfassen wie all jener Irrsinn deiner Welt mag einst vergehen.
Auch wenn ihr Menschen all das überhaupt nicht wollt eingestehen:
Viel weiser und gescheiter als ihr sind letztlich wir – die Krähen ...
(Fagusarua, April 2019)
Motto:
Jedes Tier lebt auf Kosten von einem oder etwas anderem. Doch nichts überbietet die Zügellosigkeit, die Dreistigkeit, die Rücksichtslosigkeit des Menschen!
(Fagusarua, April 2019)
Blickt auf die Weite, die Festigkeit, die Raschheit des Himmels und hört einmal auf, Wertloses zu bewundern!
(A.M.T.S Boethius, Trost der Philosophie)
Die Schwanenwelt im Federsee, vereinzelte relativ gut geschützte Nester mit Brutgeschehen, die überwiegende Anzahl der Höckerschwäne einigermaßen in Ruhe gelassen in der relativen Weite des Sees ... Auffallend: sehr wenige Jungschwäne (i.e. braune Färbung des Gefieders)
Schön verborgen ist das zweite Storchennest in Bad Buchau; das Paar hat die Aufgabenteilung voll übernommen: ein Partner auf der dem Nest nahegelegenen Wiese auf Futtersuche, ein Storch sitzt auf den Eiern und brütet. Mehrfach stand er / sie auf, um die Eier zu wenden.
Schattenspiele
Schatten werfen auf Wirklichkeit
Trübe Phantasien eindunkeln
Sie fremden Mächten entreißen
Auf Spielwiesen der Möglichkeiten
Lichter des Ergreifens schaffen
Wanderungen in süßen Gefilden
Der Hohlheit bewußt entfliehend
Natürlichkeit suchen und ausleben
Keine Gängelei durch Narrheiten
Schatten einfach in Licht wandeln
(Fagusarua 20.04.2019)
Das treue, sehr anhängliche Taubenpaar (die Welt ebenfalls zumeist von der Höhe erblickend und erspürend ...), stets bedacht auf gebotenen Sicherheitsabstand zu den sonstigen irdischen Wirrungen und Irrungen ...
Heinrich von Kleist:
DIE BEIDEN TAUBEN
(Eine Fabel nach Lafontaine)
Zwei Täubchen liebten sich mit zarter Liebe.
Jedoch, der weichen Ruhe überdrüssig,
Ersann der Tauber eine Reise sich.
Die Taube rief: "Was unternimmst du, Lieber?
Von mir willst du, der süßen Freundin scheiden:
Der Übel größtes ist die Trennung nicht? (...)"
(...)
Dies Wort bewegte einen Augenblick
Den raschen Vorsatz unsers jungen Toren;
Doch die Begierde trug, die Welt zu sehn,
Und das unruh'ge Herz, den Sieg davon.
(...)
Und sieht die Pracht der Welt und Herrlichkeiten,
Die schimmernden, die ihm der Ruhm genannt,
Und kennt nun alles, was sie Würd'ges beut,
Und fühlt, unsel'ger sich, als je, der Arme,
Und steht in Öden steht man öder nicht,
Umringt von allen ihren Freuden, da.
Und fleucht, das Paar der Flügel emsig regend,
Unausgesetzt, auf keinen Turm mehr achtend,
Zum Täubchen hin, und sinkt zu Füßen ihr,
Und schluchzt, in endlos heftiger Bewegung,
Und küsset sie, und weiß ihr nichts zu sagen --
Ihr, die sein armes Herz auch wohl versteht!
Ihr Sel'gen, die ihr liebt; ihr wollt verreisen?
O laßt es in die nächste Grotte sein!
Seid euch die Welt einander selbst und achtet,
Nicht eines Wunsches wert, das übrige!
Ich auch, das Herz einst eures Dichters, liebte:
Ich hätte nicht um Rom un seine Tempel,
Nicht um des Firmamentes Prachtgebäude,
Des lieben Mädchen Laube hingetauscht!
(...)
Heinrich von Kleist, Die beiden Tauben (Eine Fabel nach Lafontaine), zit. nach: Heinrich von Kleist, Sämtliche Werke, R. Löwit (Wiesbaden) o.J., S. 1081ff.
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"Schlangen schleichen, Tauben fliegen"
(Unbekannt)
"Verwahrung
Scheltet, ich bitte, mich nicht! Ich machte, beim delphischen Gotte,
Nur die Verse; die Welt, nahm ich, ihr wißt's, wie sie steht."
Heinrich von Kleist
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Bilder auf dieser Seite u.a. aus Schleswig, Friedrichstadt, Plöner Gegend, Mattsies, Bad Buchau, Tübingen, Hellbrunn, Fritzlar, Ederseegegend, Meiningen, Augsburg, Memmingen, Vogelsbergregion, München, Kemptener Gegend, Bad Wildungen, Hannover.
Dämmerung
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I
Die alten Fassaden schwinden in Unwirklichkeit,
»Buntheit« erweist sich als inhaltsleere Chimäre.
Parallelwelten, Paralleldenken, Parallelfühlen:
Trennung als die Gestaltung neuer Wirklichkeit!
Versprechungen und Ankündigungen als Gerippe:
Worthülsen, Leerformeln, Phantasmagorien –
Wahrnehmungstäuschung als eine Lebenspraxis.
Leere anstatt Fülle, deutlich: Oberflächlichkeit.
II
Was in Grenzen zu machen, ward längst gemacht,
Was als Trugbild zu denken, ward eben so gedacht.
Wörter ausgetauscht gleich billiger Ramschware:
Von einer ausgestreckten Hand müde in eine andere.
Täuschung als Prinzip, Lüge als Lebensmittelpunkt,
Vorteilswelten erzeugen als neue Gestaltungsweise:
Was es gab zu hoffen, ward, selbsttäuschend, erhofft,
Was es gab zu reden, wurde stets phrasenhaft zerredet.
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III
Zerstoben: Hoffnungen und phantasierte Möglichkeit;
Geblieben das dürre Funktionieren in Alltäglichkeit:
Rhythmik als bitterer Cocktail aus Unzulänglichkeiten.
Spiele der üblichen Anpassung, Furcht vor dem Neuem.
Scheinbares Vorwärtsschreiten faktisch nur: Stillstand!
Selbsttäuschung und Lüge – letztlich ein: Gegeneinander.
Feuchtgebiete längst ausgetrocknet, Wärme entwichen:
Kälte und Gleichgültigkeit als die neuen Fundamente.
IV
Seltsame Sisyphusiaden aus Traumwelt und Bewertung,
Mildeorientierung als Verhalten eigener Unfähigkeit ...
Urteilen ausweichen, keine Stellung beziehen. Stumm.
Veränderungen, gedacht, als Stillstand fortgeschrieben.
Statt dessen klar und deutlich werden, Realität erkennen:
Wirklichkeit kettenhaft empfinden, die Öde benennen,
Unerreichbares seiner Verkleidung berauben. Klarheit!
Die früheren Fassaden: zerbröckelt, zerfallen, gestorben.
(Fagusarua, 10. Juni 2019)
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... und immer wieder sich erinnern (und nicht nur der Erinnerung an irgendwelche "Startseiten" überlassen):
"Nicht jeder wandelt nur gemeine Stege: Du siehst, die Spinnen bauen luft'ge Wege."
(J.W.v.Goethe)
Hier geblieben
Der Zug:
längst abgezogen, streng seinem Namen folgend.
Der Flieger:
seit geraumer Zeit verflogen, ins ferne Abwesende.
Das Auto:
seinem Namen gehorchend sich nun wohl endgültig,
für immer selbständig gemacht, irgendwie verstaut.
Abhängigkeit von Zeit und Druck
Versuch des Reduzierens:
Der Sucht nach Ferne entsagen,
Nähe als Erkennen!
Ende dem Hetzen und Hasten,
der Unruhe und dem Druck,
dem Wetteifern, der Konkurrenz.
Absage an: Alles-ist-möglich;
möglich vielleicht, aber notwendig?
Mitnichten: Das Viele sei überflüssig!
Überfluß als störende Enteignung,
Saat des Verzichts auf wirkliches Sein.
Deshalb: Kreise besser enger gezogen,
Kraftquell Nahbereich wieder entdecken!
Nicht der Zeit fremder Mächte gehorchend:
Schlicht den Tag leben, sich fallen lassend,
Erleben als Nahaufgabe, als Eigentlichkeit.
Züge, Flieger, Autos endlich deren rastlose
Wege gehen lassen, ohne hier mitzuspielen ...
Seht sie: die gehetzten, verbissenen Gesichter!
Körper in Papageiensynthetik gehüllt,
trampelnd auf ihren Fahrradmaschinen ...
Nummern als Erkennungsmerkmal,
preisgegeben der Lächerlichkeit des Seins.
Schwitzende, stinkende Körper –
Dieser Entäußerung nicht erliegen:
Wie auch nicht vielen anderen.
Nein, nein: Nichtmitmachen als Elixier.
Banale Normalität in guter Einfachheit:
Eigene Ziele und Gestaltung!
Fremdbestimmung mindern
Langsamkeit und Entschleunigung,
Verzicht auf vermeintlich Notwendiges:
Es wenigstens einmal versuchen,
sinnlosen Aufwand sich sparen,
Zufriedenheit im Kleinen suchen!
Eigene Füße neu entdecken, vor allem:
einfache, langsame Form des “Reisens”.
Kleine Kreise um echten Mittelpunkt!
Endlich Mut und Kraft zu eigener Belehrung:
Hier geblieben. Sich besser nah bleiben! Nähe ...
Die Krähe und der »Wander-Aff(e)« *)
Hoch oben kreist eine Krähe nun schon wieder eine lange, lange Zeit,
ist schon mal den Niederungen entflogen und blickt aus großer Höhe
auf all das, was weit unten da sich so alles gräßlich die Zeit vertreibt:
all die Ungemach jedoch trotz dieser Distanz gefühlt schlicht zu nah!
So schimpft und mahnt sie kritisierend hinunter: Krah, Krah, Krah!
Da sind auch die vielen Ruhigen, die Klugen, ja: die guten Leisen,
sich rücksichtsvoll bewegend in ihren eigenen heimischen Kreisen:
die völlig entsetzt auf all den eindringenden Pöbel reagieren,
eine Spezies von Mensch die tut sich für gar nichts genieren.
Lärmen, Brüllen, Rempeln ist ihr Lebenselixier, ohne geht es nicht,
rücksichtslos und egoistisch zeigt sich einmal mehr der urbane Wicht,
überfällt all die schönen Wälder, Berge, Täler, Seen und auch Auen!
Die Natur vernimmt's stumm geduldig mit einem sehr großen Grauen:
Wie kann man denn nur so unendlich herzlos und uneinfühlsam sein!
Diese Oberflächlichkeit ist mehr als eklig, stimmt auch die Krähe ein,
das Krähentier hat Mitleid mit all denen die so überfallartig betroffen:
Beobachtet wie vergebens all die Minderheiten auf Besserungen hoffen,
allein das bleibt ein sinnloses Unterfangen ohne Hoffnung auf Glück,
denn jene lassen neben Zügellosigkeit auch Spuren aus Müll zurück.
Und den Einheimischen, die all dies ganz entsetzt erneut vernehmen,
meinen jene Leute müßten sich irgendwann doch gräßlich schämen,
von dieser Meute sie zwanghaft staunend kaum ihre Blicke abwenden,
will die Krähe versuchen das Los zu mindern und Trost zu spenden:
sie kräht hinab mit mitfühlend Ton: »O, laßt doch besser das Gegaff',
so kommt er immer in steter Regelmäßigkeit – der Wander-Aff!«
Selbst der Krähe ist's ein Graus: immer wieder diese Pöbelhaftigkeit!
Auch wenn sie kann fliehen gekonnt ganz hoch hinaus und sehr weit;
aber manchmal verweilt sie auch dort unten weil jenen halt überlegen,
sieht dann aus der Nähe wie jene ihr an Intelligenz nicht kommen nah:
sie zeigt denen dies ganz deutlich dann mit ihrem Krah! Krah! Krah!
(Fagusarua 04.08.2020)
*) Der Idee zu diesem weiteren, neuen "Krähen-Gedicht" liegen eigene Beobachtungen in einer herrlichen Wandergegend zugrunde. Natürlich betrifft dieses Verhalten nicht alle Urlauber, jedoch sind es viel zu viele, die sich nicht an Regeln halten, denen vor allem Nachhaltigkeit egal zu sein scheint. Sie lärmen, unterhalten sich lautstark, brüllen gar, sodaß sie über weitere Entfernungen stets zu vernehmen sind, stören damit die Idylle und "Botschaften" der Natur. Einige von dieser Anti-Natur-Spezies vermüllen zudem hemmungslos eigentlich noch intakte Biotope und Gegenden.
Daß es Einheimische gibt, die zwar vom Tourismus leben (müssen), gleichwohl (gerade auch deshalb) ein ganz besonderen Anspruch auf Respekt genießen sollten, ist jener Spezies offensichtlich gleichgültig.
Wenn dann die Bewohner jener schönen Gegend die lauten, disziplinlosen Eindringlinge, fast schon magisch angezogen, betrachten (müssen), ein Blick der dem weitverbreiteten "Gaffen" ähnlich ist, jedoch inhaltlich damit hier wohl eher nichts zu tun hat, wird das von den Störern kaum groß zur Kenntnis genommen, um daraus die richtigen Verhaltenskorrekturen vorzunehmen. Von der "Krähe" aber sehr wohl! Sie versucht, Trost zu spenden und verweist auf die Normalität der eigentlich "Unnormalen", auf das offensichlich Unveränderbare. Ganz besonders fällt deren Verhalten such in den schwierigen Corona-Zeiten auf: Da drängt man pulkartig in die zwei Busse, die Touristen zu den entfernteren Ausflugszielen karren, Abstand spielt gar keine Rolle, Maskenschutz für viele ebensowenig und die eine einzige vorhandene Absperrung zur Lenkung des Besucheransturms wird mißachtet. Inmitten des Pulks dann eine Person mit der vielsagenden Aufschrift "Ordnungspersonal" hilflos und entsprechend dann auch untätig ...
Schauen und lesen 10
mein Gedicht zum 1.Mai 2019:
Die wohlfeilen Guten
Zumeist als Wolf im Schafsfell flanierend
Sich als selbstlos und genial gebärdend
Am liebsten noch den Wind dominierend
Dabei nur Stillstand und niemals werdend
Bisweilen unverhüllt sichtbar vollgefressen
Hemmungslos ihre großen Reden schwingend
Von einer dumpfen Eitelkeit zutiefst besessen
Doch aus ichsüchtigem Wahn Infernos klingen
Bei jeder Gelegenheit in die Medien drängend
Und jene dabei auch noch unterwürfig sie hofierend
O auf wahrhaften Geist wirkt all das nur beengend
Seht ihr Strampeln, immer nach Vorteil gierend
Zu feist gar oft selbst für öden Schalmeiengesang
Laut und lügend sie alle Gefilde durchwandeln
Triffst du auf jenen Typus darf’s dir ruhig sein bang
Weil jene stets nur um eig’nen Vorteil verhandeln
Ihr Lebensziel nur Einfluß und Posten sammeln
Jene Akrobaten die Wirklichkeit gerne verkennen
Besoffen zum Entspannen in Bordellen rammeln
Und gerne allen Anstand und Sitte verbrennen
Wenn auch so viele dies Übel nicht begreifen
Und sich hilflos töricht an deren Röcke hängen
Gar nicht merken deren Eifer and’re einzuseifen
Es wäre höchste Zeit diese Ketten aufzusprengen
Sich jenen Zumutungen endlich zu widersetzen
Die Rücksichtslosen schnell zum Teufel jagen
Ein Ende bereiten deren unsäglichem Hetzen
Gesellschaft so schaffen daß sie ist zu ertragen
Auch von oben mahnt deutlich die Krähenschar
Warum laßt ihr euch denn all das Üble gefallen
Der Widerstand wäre hier sichtlich elementar
Zeigt den Fieslingen endlich klar eure Krallen
(Fagusarua 30.04.2019)
"Ich erkenne nur ein höchstes Gesetz an,
die Rechtschaffenheit,
und die Politik kennt
nur ihren Vorteil."
Heinrich von Kleist, Brief an Wilhelmine von Zenge, Anfang 1800)
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"Denn nichts ist dem Interesse so zuwider, als Einförmigkeit, und nichts ist ihm dagegen so günstig, als Wechsel und Neuheit."
(Heinrich von Kleist, Brief an Wilhelmine von Zenge, Anfang 1800)
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